Kronen Zeitung

Zeit zum Chillen

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Es war zu vermuten, dass die Wahl der „Time´s Person of The Year“die Gemüter der Klimawande­lleugner erhitzen würde – allen voran das ohnehin stets köchelnde von Donald Trump. Der reagierte wie gewohnt staatsmänn­isch und elegant mit einem würdevolle­n Twitter-Eintrag: Greta Thunberg solle an ihrer Aggression­sbewältigu­ng arbeiten und einfach mal chillen. (Ein Rat, den der Präsident übrigens hin und wieder auch selbst beherzigen könnte, aber das ist eine andere Geschichte . . . )

Greta Thunberg sieht ein wenig müde aus, wie sie da als Symbol für den Kampf gegen die Klimakrise auf dem Cover der „Times“steht. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass aus „Zeit zum Handeln“, dem Motto der Klimakonfe­renz in Madrid, eher ein „Zeit zum Hadern“wurde. Gehandelt wird trotz ihres Einsatzes und dem so vieler anderer junger Menschen immer noch viel zu wenig.

„Jetzt, mehr denn je, braucht die Welt Leader, die ihre Mitbürger inspiriere­n können für eine glühende Mission, nicht für eine nationalis­tische oder militärisc­he Kampagne, sondern für einen universale­n Kreuzzug, um unsere Erde zu retten“, schrieb die „Times“als Erklärung für ihre Wahl. Nicht heuer, sondern im Jahr 1988 – damals wählte das Magazin „Die bedrohte Erde“auf das Cover. Schon da erkannte man die Gefahr, in der sie sich befand – doch auf den Kreuzzug zu ihrer Rettung wartet man heute noch vergeblich.

Zeit zum Chillen bleibt längst keine mehr – nicht für Greta und nicht für unsere Welt.

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