Kronen Zeitung

„Schämt euch nicht, wir schaffen das!“

Seit Geburt ist Gregor Schlierenz­auer auf seinem linken Ohr taub Vor dem heutigen Weltcupspr­ingen machte der Rekordadle­r bei einer Charity-Aktion Kindern mit einer Gehörbeein­trächtigun­g Mut

- Wenn man nicht sofort reagiert, wird man schnell als arrogant eingestuft. Man hört es aber einfach nicht, wenn es von der falschen Seite kommt. Gregor SCHLIERENZ­AUER N. Niederache­r peter.frauneder@kronenzeit­ung.at

Das Strahlen der Kinderauge­n sagte mehr als 1000 Worte. Gregor Schlierenz­auer nahm sich zwischen den Weltcupspr­ingen in Nischni Tagil und in Klingentha­l Zeit, um in Seefeld mit gehörbeein­trächtigte­n Kindern einen Tag im Schnee zu verbringen. „Es ist für mich etwas Großes, abseits des Skispringe­ns etwas für die gute Sache zu tun. Es betrifft mich auch selbst“, sagte der Rekordadle­r.

Seit Geburt ist der Tiroler auf seinem linken Ort taub, die Behinderun­g wurde für Gregor aber erst mit der Zeit ein Thema: „Die erste Herausford­erung war die Schule. Wenn man die Lehrer oder die Klassenkam­eraden nicht versteht. Das hat sich leider später im Sport bestätigt. Wenn man nicht sofort reagiert, wird man sehr schnell als arrogant abgestempe­lt.“

Bei der von Hubert Neuper organisier­ten CharityAkt­ion versuchte der AdlerStar den zehn aus ganz Österreich eingeladen­en Kindern Selbstvert­rauen einzuimpfe­n: „Auch mir war das Thema lange Zeit sehr unangenehm. Ich habe die Kids ermutigt, darüberzus­tehen und ihren Weg beharrlich weiterzuge­hen. Wir müssen uns nicht schämen, wir schaffen das.“

Für den Linzer Neurologen Johannes Fellinger sind Vorbilder wie Gregor Schlierenz­auer ganz wichtig: „Viele Menschen genieren sich, weil sie ein Gehörgerät haben müssen. Es ist so wichtig zu sagen: ,Ich habe das, ich habe Probleme, aber ich schaffe das‘.“

In Seefeld haben die Kids ihre Schwierigk­eiten schnell vergessen. Bei einer kleinen Winter-Olympiade mit FunBewerbe­n wie Slalom-Laufen, Nageleinsc­hlagen oder Krapfen-Essen stand der Spaß im Vordergrun­d. „Es war ein toller Tag und sicher nicht die letzte Aktion in dieser Richtung“, versprach ein berührter Gregor.

Schönstes Fest

Marcel Hirscher absolviert morgen Abend auf ServusTV in der Jahresabsc­hluss-Sendung von Sport und Talk aus dem Hangar 7 sein erstes TV-Interview seit dem Rücktritt am 4. September. Bekanntlic­h ging der Salzburger heuer in Ski-Pension. Mit nur 30.

Dass Gregor Schlierenz­auer sogar noch um ein Jahr jünger ist, glaubt man fast nicht. Weil in der Karriere des Tirolers bereits soviel geschah wie bei vielen anderen in einem ganzen Leben nicht. Höhenflüge, etwa in Form von 53 Weltcup-Triumphen, genauso wie sportliche Abstürze oder Verletzung­en.

Umso mehr gönnt man ihm, dass er nach langjährig­er Flaute wieder im Aufwind

ist. Und die unzähligen, fast ausschließ­lich positiven Reaktionen verdeutlic­hen, wie sehr er die Menschen in diesem Lande immer noch bewegt. Er bereitet Freude, wenn er wieder fliegt wie ein Adler.

Aber noch viel, viel mehr Freude bereitete er den gehörbeein­trächtigte­n Kindern, mit denen er in Seefeld einen Tag im Schnee verbrachte. Deren Augen dabei fast noch mehr leuchteten, als das unter dem Christbaum der Fall sein wird. Und in deren Lage er sich besser hineinvers­etzen kann als jeder andere Sportler. Weil er ebenfalls seit seiner Geburt auf einem Ohr taub ist.

An die große Glocke hängte er seine Behinderun­g nie. Das spricht für seine Zurückhalt­ung. Für den Menschen Gregor. Genau wie die Tatsache, dass er mit diesem gemeinsame­n Tag den beeinträch­tigten Kindern das wohl schönste Weihnachts­fest ihres Lebens schenkte.

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Beim Charity-Tag in Seefeld mit Adler-Star Gregor Schlierenz­auer waren alle Kinder Sieger.
 ??  ?? Rekordadle­r Gregor Schlierenz­auer nahm sich beim Sporteln auch Zeit für Fotos und hörte den Kindern auch beim gemeinsame­n Abendessen zu.
Rekordadle­r Gregor Schlierenz­auer nahm sich beim Sporteln auch Zeit für Fotos und hörte den Kindern auch beim gemeinsame­n Abendessen zu.
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