„Schämt euch nicht, wir schaffen das!“
Seit Geburt ist Gregor Schlierenzauer auf seinem linken Ohr taub Vor dem heutigen Weltcupspringen machte der Rekordadler bei einer Charity-Aktion Kindern mit einer Gehörbeeinträchtigung Mut
Das Strahlen der Kinderaugen sagte mehr als 1000 Worte. Gregor Schlierenzauer nahm sich zwischen den Weltcupspringen in Nischni Tagil und in Klingenthal Zeit, um in Seefeld mit gehörbeeinträchtigten Kindern einen Tag im Schnee zu verbringen. „Es ist für mich etwas Großes, abseits des Skispringens etwas für die gute Sache zu tun. Es betrifft mich auch selbst“, sagte der Rekordadler.
Seit Geburt ist der Tiroler auf seinem linken Ort taub, die Behinderung wurde für Gregor aber erst mit der Zeit ein Thema: „Die erste Herausforderung war die Schule. Wenn man die Lehrer oder die Klassenkameraden nicht versteht. Das hat sich leider später im Sport bestätigt. Wenn man nicht sofort reagiert, wird man sehr schnell als arrogant abgestempelt.“
Bei der von Hubert Neuper organisierten CharityAktion versuchte der AdlerStar den zehn aus ganz Österreich eingeladenen Kindern Selbstvertrauen einzuimpfen: „Auch mir war das Thema lange Zeit sehr unangenehm. Ich habe die Kids ermutigt, darüberzustehen und ihren Weg beharrlich weiterzugehen. Wir müssen uns nicht schämen, wir schaffen das.“
Für den Linzer Neurologen Johannes Fellinger sind Vorbilder wie Gregor Schlierenzauer ganz wichtig: „Viele Menschen genieren sich, weil sie ein Gehörgerät haben müssen. Es ist so wichtig zu sagen: ,Ich habe das, ich habe Probleme, aber ich schaffe das‘.“
In Seefeld haben die Kids ihre Schwierigkeiten schnell vergessen. Bei einer kleinen Winter-Olympiade mit FunBewerben wie Slalom-Laufen, Nageleinschlagen oder Krapfen-Essen stand der Spaß im Vordergrund. „Es war ein toller Tag und sicher nicht die letzte Aktion in dieser Richtung“, versprach ein berührter Gregor.
Schönstes Fest
Marcel Hirscher absolviert morgen Abend auf ServusTV in der Jahresabschluss-Sendung von Sport und Talk aus dem Hangar 7 sein erstes TV-Interview seit dem Rücktritt am 4. September. Bekanntlich ging der Salzburger heuer in Ski-Pension. Mit nur 30.
Dass Gregor Schlierenzauer sogar noch um ein Jahr jünger ist, glaubt man fast nicht. Weil in der Karriere des Tirolers bereits soviel geschah wie bei vielen anderen in einem ganzen Leben nicht. Höhenflüge, etwa in Form von 53 Weltcup-Triumphen, genauso wie sportliche Abstürze oder Verletzungen.
Umso mehr gönnt man ihm, dass er nach langjähriger Flaute wieder im Aufwind
ist. Und die unzähligen, fast ausschließlich positiven Reaktionen verdeutlichen, wie sehr er die Menschen in diesem Lande immer noch bewegt. Er bereitet Freude, wenn er wieder fliegt wie ein Adler.
Aber noch viel, viel mehr Freude bereitete er den gehörbeeinträchtigten Kindern, mit denen er in Seefeld einen Tag im Schnee verbrachte. Deren Augen dabei fast noch mehr leuchteten, als das unter dem Christbaum der Fall sein wird. Und in deren Lage er sich besser hineinversetzen kann als jeder andere Sportler. Weil er ebenfalls seit seiner Geburt auf einem Ohr taub ist.
An die große Glocke hängte er seine Behinderung nie. Das spricht für seine Zurückhaltung. Für den Menschen Gregor. Genau wie die Tatsache, dass er mit diesem gemeinsamen Tag den beeinträchtigten Kindern das wohl schönste Weihnachtsfest ihres Lebens schenkte.