Eine Chance?

Dann also Türkis-Grün. Wenn es jetzt alle sagen, könnte es wohl so kommen, und man steht mit seinem Zweifel ziemlich alleine da.

Wenn eine eindeutig rechts der Mitte stehende mit einer deutlich links der Mitte positionierten Partei eine Koalition bildet, wäre das ein in der Politik nicht selten vorkommender Triumph der pragmatischen Flexibilität.

Wollen wir daher bis zur Ankunft der Heiligen Drei Könige daran glauben, Türkis-Grün könnte funktionieren und die besten Ideen beider Parteien vereinen.

Da steckt allerdings noch viel Wenn und Könnte drin. Diesem Anfang wohnt noch kein Zauber inne. Aber wer nach einer langen Phase der schwarz-roten Lähmung und der desaströsen türkis-blauen Episode neue Hoffnung schöpfen will, der erkennt auch Chancen.

Der kalte Blick der Türkisen auf die Wirklichkeit, gepaart mit den Fantasien der Grünen von der Möglichkeit einer besseren Zukunft, eröffnet durchaus unerwartete Perspektiven.

Die unter Sebastian Kurz auf Nützlichkeit und perfekte Vermarktung getrimmte ÖVP muss sich nun nur mit dem hinter Werner Kogler stehenden Team auf tiefe inhaltliche Diskussionen einlassen. Und die Grünen müssen ihre Visionen an das real Mögliche und dem Partner zumutbare Vorstellungen anpassen.

Für Kurz und seinen inneren Kreis darf da Grün nicht bloß ein anderes, der aktuellen Mode geschuldetes Geschäftsmodell sein.

Und die Grünen sollten besser nicht auf einen zweiten Lazarus-Effekt hoffen, wenn ihnen für die Macht kein Preis zu hoch ist.