Die Lovestory endet im Selbstmord
An der Wien: Moniuszkos „Halka“– Koproduktion mit dem Teatr Wielki Warschau
Sie hat sich in der österreichischen Opernszene nie durchgesetzt. Dennoch wagte Roland Geyer, Intendant des Theaters an der Wien, Stanisław Moniuszkos polnische Nationaloper „Halka“in einer Koproduktion mit dem Teatr Wielki Warschau allen Freunden von Opernraritäten zu zeigen.
Für den legendären Jan Kiepura war der Jontek in „Halka“eine Paradepartie. Ion Buzea triumphierte damit 1965 in Marcel Prawys deutscher Fassung der „Halka“der Volksoper. In der neuen Koproduktion des Werks von Theater an der Wien und Teatr Wielki Warschau ist – natürlich in polnischer Sprache – Piotr Beczała, ein Liebling des Wiener Publikums, der treue, das Bauernmädchen Halka liebende Jontek, der sie nicht aus ihrer Verzweiflung retten kann. Der Pole Beczała lässt da sein kultiviert geführtes Tenormaterial eindrucksvoll strahlen und leuchten, setzt es in allen Lagen gleich souverän, stets in perfekter Balance und berührend im noblen Ausdruck ein.
Sein Rivale Janusz, der sich mit Halka vergnügt, ihr ein Kind anhängt, sie belügt und betrügt und sie dann wegen einer reichen Heirat stehen lässt, ist der Pole Tomas Konieczny (Wiens gefeierter Wotan). Ein Janusz voll Brutalität und Berechnung, der seinen Heldenbariton
mit aller Kraft – für das der Staatsoper gegenüber kleinere Haus mit zu viel Kraft – einsetzt. Effektvoll, wie er böse Ahnungen und Angst vor Halka, die sein neues Glück stört, singt und spielt. Warum er mit Sonnenbrille auftreten muss?
Dritte im Bunde ist Corinne Winters als Halka. Mit kraftvollem Sopran und draufgängerisch im Spiel kämpft sie sich durch die Partie. Zwischentöne erwartet man allerdings vergeblich. Und ihr Selbstmord im Fluss geht völlig unter. Rundum eine verlässliche Besetzung mit Alexey Tikhomirov, Natalia Kawałek und Lukas Jakobski.
Łukasz Borowicz führt Sängerensemble, den hervorragend studierten Arnold Schoenberg Chor und das oft wenig slawisch klingende RSO-Wien mit Energie, oft wünschte man den Sängern weniger Kraftmeierei.
Die Inszenierung Mariusz Trelińskis – mit dem verblassenden Charme der 70er Jahre – ist profillos. Verhaltensklischees herrschen vor. Naturbilder, wie sie Moniuszko und seinem Librettisten Wlodzimierz Wolski vorschwebten, finden in Boris Kudličkas synthetischem Bühnenbild, einem hässlichem Hotel im Stahlgerüstbau anno 70, nicht statt. Die Bühne dreht sich unentwegt, Chor und Statisterie laufen ständig im Kreis, um alles in Bewegung zu halten. Schade, dass die mit Spannung erwartete Produktion so wenig überzeugte. Ein Teil des Publikums jubelte – vor allem für die Sänger –, diskret blieben Buhrufe für die Inszenierung.