Kronen Zeitung

Himmel auf Erden im Goldenen Saal

Musikverei­n: Händels „Messiah“, Lautten Compagney Berlin, Erwin Ortner

- Stefan Musil

Kein Weihnachte­n ohne „Messiah“: Erwin Ortner, sein grandioser Arnold Schoenberg Chor und die 1984 als Lautenduo gegründete, längst bei allen Festivals hochgeschä­tzte barocke Lautten Compagney Berlin sind seit 2011 die Garanten, um Händels Oratorium im Musikverei­n kurz vor dem Heiligen Abend zu erleben.

Ein eindrucksv­oller Abend mit den Solisten Julia Lezhneva – sie sang vor Kurzem im Theater an der Wien die Florinda in Händels „Rodrigo“–, Raffaele Pe, Benjamin Hulett und Florian Boesch.

Halleluja für alle! Als Zugabe, zum Mitsingen! Das gehört sich so. Denn längst ist es schöne Tradition, Händels „Messias“kurz vor Weihnachte­n der Musikverei­nsgemeinde darzureich­en. Dann, wenn Erwin Ortner, weniger mit zackigen Einsätzen, dafür aber in dynamische­r und begeistert erfüllter Körperspra­che seinem Schoenberg Chor vorsteht, nachdem er ihn nach allen Regeln der Oratorienk­unst einstudier­t hat. Das ergibt über die Jahre ein verfeinert­es Musizieren bis in die kleinsten Nuancen. Da muss Ortner keine große Chordurchs­chlagskraf­t beschwören. Er zieht nämlich durchaus lyrisch die Fäden, und die Lautten Compagney ist verlässlic­her Partner dazu.

Ortner lässt den „Halleluja“-Chor sich zärtlich steigern, bis der Jubel alle liebevoll einhüllt. Erst im Schlusscho­r darf es dann auch einmal richtig rauschen, bevor, zagend fragend, bald jedoch in innig leuchtende­r Zuversicht, die

Amen-Fuge die Sache feierlich beschließt.

Kurz davor noch hat Florian Boesch erschütter­nd mächtig die Posaune des Jüngsten Gerichts angerufen. Nachdem er bereits in rasender Eindringli­chkeit den Wahnsinn der Welt in „Why do the nations so furiously rage together“zu beklagen hatte.

Hier braucht es dann einen engelsglei­chen Gegenpart wie die Sopranisti­n Julia Lezhneva, die inniglich durch diesen „Messias“rauscht, im perlenden Schnellgan­g bei „Rejoice greatly“Freude verströmt, silbrig girrt und hauchzart frohlockt. Das ergänzt der kraftvoll-warm timbrierte Tenor von Benjamin Hulett ideal und komplettie­rt Raffaele Pe mit wunderbar fülligem Counterten­or perfekt. Da wird der Goldene Saal für einen Abend ein bisserl zum Himmel auf Erden.

Halleluja!

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Wahnsinn der Welt: Boesch
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Sopran-Jubel: Julia Lezhneva

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