Himmel auf Erden im Goldenen Saal
Musikverein: Händels „Messiah“, Lautten Compagney Berlin, Erwin Ortner
Kein Weihnachten ohne „Messiah“: Erwin Ortner, sein grandioser Arnold Schoenberg Chor und die 1984 als Lautenduo gegründete, längst bei allen Festivals hochgeschätzte barocke Lautten Compagney Berlin sind seit 2011 die Garanten, um Händels Oratorium im Musikverein kurz vor dem Heiligen Abend zu erleben.
Ein eindrucksvoller Abend mit den Solisten Julia Lezhneva – sie sang vor Kurzem im Theater an der Wien die Florinda in Händels „Rodrigo“–, Raffaele Pe, Benjamin Hulett und Florian Boesch.
Halleluja für alle! Als Zugabe, zum Mitsingen! Das gehört sich so. Denn längst ist es schöne Tradition, Händels „Messias“kurz vor Weihnachten der Musikvereinsgemeinde darzureichen. Dann, wenn Erwin Ortner, weniger mit zackigen Einsätzen, dafür aber in dynamischer und begeistert erfüllter Körpersprache seinem Schoenberg Chor vorsteht, nachdem er ihn nach allen Regeln der Oratorienkunst einstudiert hat. Das ergibt über die Jahre ein verfeinertes Musizieren bis in die kleinsten Nuancen. Da muss Ortner keine große Chordurchschlagskraft beschwören. Er zieht nämlich durchaus lyrisch die Fäden, und die Lautten Compagney ist verlässlicher Partner dazu.
Ortner lässt den „Halleluja“-Chor sich zärtlich steigern, bis der Jubel alle liebevoll einhüllt. Erst im Schlusschor darf es dann auch einmal richtig rauschen, bevor, zagend fragend, bald jedoch in innig leuchtender Zuversicht, die
Amen-Fuge die Sache feierlich beschließt.
Kurz davor noch hat Florian Boesch erschütternd mächtig die Posaune des Jüngsten Gerichts angerufen. Nachdem er bereits in rasender Eindringlichkeit den Wahnsinn der Welt in „Why do the nations so furiously rage together“zu beklagen hatte.
Hier braucht es dann einen engelsgleichen Gegenpart wie die Sopranistin Julia Lezhneva, die inniglich durch diesen „Messias“rauscht, im perlenden Schnellgang bei „Rejoice greatly“Freude verströmt, silbrig girrt und hauchzart frohlockt. Das ergänzt der kraftvoll-warm timbrierte Tenor von Benjamin Hulett ideal und komplettiert Raffaele Pe mit wunderbar fülligem Countertenor perfekt. Da wird der Goldene Saal für einen Abend ein bisserl zum Himmel auf Erden.
Halleluja!