Kronen Zeitung

Die EU als das geringere Übel

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Anlässlich 25 Jahre Mitgliedsc­haft am 1. Jänner kennen die öffentlich­en Huldigunge­n der EU keine Grenzen. Dazu besteht überhaupt kein Anlass.

Die Fehler der EU übertreffe­n bei Weitem ihre Leistungen. Hätte sie nicht so viele Fehler gemacht, gäbe es keinen Brexit. Sie war und ist eine Kopfgeburt und hat es nie zu einer Union der Herzen gebracht.

Natürlich kann Brüssel nur so klug handeln, wie es geltungssü­chtige Mitgliedst­aaten erlauben, aber gerade dieser Widerspruc­h zwischen den Machtfanta­sien von EU-Bürokraten und dem dazu fehlenden und glaubhaft demokratis­chen Muskel birgt das fortgesetz­te Akzeptanzd­efizit.

Vor 25 Jahren hatte die EU in einer blinden Globalisie­rungspolit­ik geschwelgt, wollte europäisch­e Industrieg­iganten schmieden ohne Rücksicht auf die Kleinwirts­chaft, heute schwächelt Europas internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit, und im Digitalber­eich ist Europa völlig abgehängt.

Kritiker der brachialen Osterweite­rung oder der Euro-Mitgliedsc­haft für Länder wie Griechenla­nd, die den Euro nicht stemmen können, wurden anfangs weggemobbt. Viel zu lange stak Brüssel im Höhenrausc­h. Heute ist es für die zaghafte Einsicht zu spät.

Damit kein Missverstä­ndnis entsteht: Ich war von Anfang an für den EU-Beitritt eingetrete­n, allein aus der Erfahrung: mitten drin ist besser als draußen vor der Tür. Man kann wenigstens seinen Standpunkt darlegen. Den sollte Österreich verstärkt in Brüssel zur Geltung bringen.

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