Blick zurück
Am Ende eines Jahres ziehen die meisten Wiener Bilanz. Haben sich meine Träume erfüllt? War ich erfolgreich? Umgebe ich mich mit den richtigen Menschen? Auch nach einer Legislaturperiode Rot-Grün lohnt der Blick zurück – und sei es nur für die Erkenntnis, es in Zukunft besser zu machen. Die Stadtregierung war in diesen fünf Jahren geprägt von innerer Zerrissenheit, Trennungen, häufig wechselnden Partnern, Phasen der Lethargie und des Streits. Am Ende, unter neuer Führung, ein letztes Aufbäumen. Aber ein Jahr lässt sich auch nicht alleine am Dezember messen.
In Wirklichkeit stellt sich die Frage, ob Bürgermeister Michael Ludwig von der SPÖ früher wählen will, gar nicht – er lässt so oder so zu spät wählen. Von der neunköpfigen Führungsriege der Ära Häupl-Vassilakou sind drei Personen geblieben: Ludwig selbst, Ulli Sima und Jürgen Czernohorszky (damals Stadtschulrat). Auch wenn bei einer Gemeinderatswahl nicht Stadträte gewählt werden, diese Umbesetzung der Spitze kommt einem Etikettenschwindel gleich.
Und was passiert nach der Wahl 2020? Rot-Grün wird sich immer ausgehen. Auch eine SPÖ-ÖVP-Koalition hat aus heutiger Sicht eine klare Mehrheit (aber die Türkisen stellen Ansprüche, sie wollen das Finanz-Ressort). Bleibt das türkis-grünpinke Schreckgespenst zum Sturz des SPÖ-Bürgermeisters (laut Umfragen noch keine Mehrheit vorhanden).
So kann es sein, dass sich Michael Ludwig jetzt vornimmt, in Zukunft alles anders zu machen. Für eine bessere Bilanz am Ende. Und trotzdem bleibt alles beim Alten. Viele kennen das von ihren Neujahrsvorsätzen.