Kronen Zeitung

Drama, Baby!

Reifeprüfu­ng de luxe: In „Judy“wandelt sich „Bridget Jones“-Darsteller­in Renée Zellweger zur tragischen Showbiz-Legende Judy Garland!

- Christina Krisch

Als Bridget Jones war Renée Zellweger, Tochter eines Schweizers und einer Norwegerin, unsere Verbündete bei der Suche nach Mr. Right inmitten vieler umsonst geküsster Frösche. Ihre Kurven entsprache­n einem wohlgerund­eten lebensfroh­en Sexappeal, und das von Liebesleid verwüstete Herz ließ sich mit sehr viel Schokolade kurieren.

Dass sie abseits heilsamen Serotonins­chocks auch ganz anders kann, bewies Zellweger Oscar-prämiert in einer Nebenrolle in dem rauen Kriegsdram­a „Unterwegs nach Cold Mountain“.

In „Judy“verkörpert sie nun, im April dieses Jahres fünfzig geworden, den Hollywoods­tar Judy Garland, und zwar so sensatione­ll, dass einem der Atem stockt. Die Tour de Force einer ebenso verletzlic­hen wie kämpferisc­hen Frau, deren Karriere in einem Schlaf ohne Wiederkehr tragisch endete. In London sprach Renée Zellweger über diese große schauspiel­erische Herausford­erung.

Miss Zellweger, was fasziniert Sie an dieser Rolle?

Judy Garland war eine Stehauffra­u. Ihr Leben war turbulent, privat unendlich schwierig. Doch trotz vier Scheidunge­n blieb sie im Herzen eine Romantiker­in. Letztlich verbrannte sie im Scheinwerf­erlicht wie ein Insekt, das knisternd verglüht.

Wie Sie nun das Lied „Somewhere Over the Rainbow“aus dem Filmklassi­ker „Der Zauberer von Oz“singen, ist magisch! Und unglaublic­h mutig.

Danke. Vor allem Letzeres. Judy Garlands Stimme lässt sich ja nicht einfach kopieren. Sie war einzigarti­g. Ich habe ein hartes vokales Training durchlaufe­n, um mir das überhaupt zuzutrauen.

Judy Garland starb 1969 mit nur 47 Jahren an einer fatalen Überdosis eines Schlafmitt­els.

Ja, der tragische Finalakt einer Karriere, in die sie schon als Kind hineingest­oßen wurde. Von einer manisch erfolgsgie­rigen Mutter, die die eigene Tochter ausbeutete. Diese Vereinnahe­ines

mung bis zur Selbstaufg­abe war Judys Drama. Judy wurde ja auch von der Gay Community heiß verehrt . . .

Ja, das ist richtig. Großartig übrigens ihr Kommentar dazu wegen ihrer schwulen Gefolgscha­ft: „Ich singe für Menschen!“

Miss Zellweger, Sie selbst hatten sich ein ausgedehnt­es Sabbatical gegönnt und aus dem Filmgeschä­ft zurückgezo­gen. Gab es denn keine guten Drehbücher, die Sie interessie­rten?

Das war nicht der Grund. Ich habe mich plötzlich an einen Satz erinnert, den ich einmal gelesen hatte und der mich regelrecht betroffen machte, nämlich: Schieb dein Leben nicht auf! Ich wollte mich mit anderen Dingen und Menschen befassen, authentisc­he Begegnunge­n erleben. Sich selbst auszuprobi­eren auf vielerlei Art ist wichtig. Das weiß ich jetzt.

Renée Zellweger entpuppt sich gerade wie ein schöner Falter, streift ihren Kokon ab – und sie hat ihre „Bridget Jones“-Allüren endgültig abgelegt. Und ja, sie fliegt hoch, vielleicht sogar Richtung Oscar!

Diese Vereinnahm­ung bis zur Selbstaufg­abe war Judys Drama.

 ??  ?? Chamäleona­rtige Verwandlun­g: Renée Zellweger spielt Judy Garland (re.), deren Mutterherz nicht nur einmal bricht (li.).
Chamäleona­rtige Verwandlun­g: Renée Zellweger spielt Judy Garland (re.), deren Mutterherz nicht nur einmal bricht (li.).
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