Kronen Zeitung

Im Häfen ist öfters Silvester

Daniela Schwimbers­ky begleitet als erste Leiterin der evangelisc­hen Gefängniss­eelsorge in Wien Insassen in ihr ganz eigenes neues Jahr.

- Silvia Schober

Ihr Lächeln nimmt den Raum ein, da hat ihn Daniela Schwimbers­ky noch gar nicht ganz betreten. „Ich bin leidenscha­ftlich gern Pfarrerin“, sagt sie, und wie sie es macht, überzeugt: „Es ist der beste Beruf auf Gottes Erden.“Wie es als Frau im Häfen ist? Sie lacht. Hingucker sei man keiner mehr: „Allein unter den Justizwach­ebeamten sind 20 Prozent Frauen.“

Dieser Tage sei bei den Insassen eine besondere Traurigkei­t zu bemerken, sagt sie, eine über die Trennung von der Familie, über die eigene Tat. Angehörige nur zu sehen, nicht umarmen zu können, wiege rund um Weihnachte­n schwer. Silvester, Neujahr hätten im Häfen aber „andere Daten, sie hängen nicht vom 31. 12. und 1. 1. ab, sondern vom Tag der Verhandlun­g. Da beginnt das neue Jahr, der neue Lebensabsc­hnitt. Das haben wir das ganze Jahr.“

„Sie kommen ja auch wieder heraus“

Das Gefängnis-Leben fordert Beamte wie Häftlinge, weiß Schwimbers­ky: „Man darf nicht vergessen, dass der Haftalltag auch Arbeitsall­tag für Beamte ist.“Heißt etwa: kein Tageslicht für Insassen, keines für Beamte. Und Personalno­t ist sowieso ein Thema. Generell schreit im Strafvollz­ug viel nach Reform: „Es ist keine Frage, dass Prozesse stattfinde­n, Verurteilu­ngen sein müssen“, sagt sie, „es müsste uns aber ein Anliegen sein, einen sinnvollen Betreuungs­vollzug zu gestalten, Leute nicht nur wegzusperr­en. Sie kommen ja auch wieder heraus.“

„Ich mache keine One-Woman-Show“

Sie versucht, Haftzeiten für die Insassen sinnvoll zu gestalten. Mit Bildungsar­beit etwa: Lesen, Reden, Diskutiere­n stehen da neben der „normalen“Seelsorge ebenso auf dem Tagesplan wie Deutschken­ntnisse verbessern und auch einmal Psalmen auswendig zu lernen.

Und ihre Gottesdien­ste sind von Insassen aller Konfession­en gern besucht: „Ich mache da keine One-Woman-Show, sondern versuche, sie einzubezie­hen.“Da gibt es Fragen in der Predigt, da wird gesungen, geklatscht, musiziert. „Sie sind so dankbar für jede Kleinigkei­t“, freut sich Schwimbers­ky und schmunzelt: „Und wenn ich meine Rasseln verteile, ist das fast wie bei Kindern.“

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Seit September ist Daniela Schwimbers­ky Gefängniss­eelsorgeri­n: „Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht.“
 ??  ?? Pfarrerin Daniela Schwimbers­ky: energievol­l, aktiv und herzlich im Gespräch – uuund schwups, ist man selbst gut drauf
Pfarrerin Daniela Schwimbers­ky: energievol­l, aktiv und herzlich im Gespräch – uuund schwups, ist man selbst gut drauf
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