Kronen Zeitung

Hardcore-Methode für bessere Figur

Jede Diät ist bisher gescheiter­t, der neue Vorsatz gar nicht so neu, stammt er eigentlich aus 2015, und früher war sowieso alles leichter – sogar Sie selbst. Was zu tun ist, wenn man das mit dem Abnehmen eigentlich schon aufgegeben hat, erklären nun zwei

- ANNA HASELWANTE­R

Weg mit dem Vanillekip­ferl-Speck! Zwei Österreich­er zeigen, wie man mit Tricks aus der Suchtmediz­in abnehmen kann.

Nicht das Essen zwischen Weihnachte­n und Silvester macht dick, sondern jenes zwischen Silvester und Weihnachte­n“, so ein viel zitierter Spruch. Das macht es leichter, mit vollem Bauch noch einmal in die Keksdose zu fassen. Morgen, ja morgen, fängt dann aber ein neues Leben an – und wie in jedem Jahr ist die Liste an guten Vorsätzen wieder lang.

Studien zufolge will jeder Dritte im neuen Jahr Gewicht reduzieren. Doch gerade Ernährungs­routinen sind schwer zu ändern. Viele scheitern daran und halten sich für hoffnungsl­ose Fälle.

Tipps fürs Abnehmen aus der Suchtmediz­in

Das wollen zwei Wiener Ärzte nun ändern: Shird Schindler, leitender Arzt am Sozialmedi­zinischen Zentrum des Wiener Otto-Wagner-Spitals und Iris Zachenhofe­r, Neurochiru­rgin und

Psychiater­in, haben Methoden aus der Suchtmediz­in für das Essverhalt­en adaptiert. Das mag ungewöhnli­ch klingen, doch das „craving“, wie das Verlangen in der Medizin genannt wird, nach Essen ähnelt laut den Ärzten jenem, das alkoholund drogenabhä­ngige Menschen nach ihren Substanzen haben – und lässt sich somit mit den gleichen Methoden bekämpfen.

„Nicht fehlende Disziplin ist das große Problem“

„Zucker und künstliche Nahrungsmi­ttel lösen dasselbe ,craving‘ aus wie Drogen“, erklärt Iris Zachenhofe­r und nimmt damit all jenen den Druck, die denken, sie seien zu faul oder disziplinl­os. Das sei häufig nicht der Fall. Das sogenannte chemische „craving“wird vielmehr aufgrund neurologis­cher Prozesse durch industriel­l hergestell­te oder besonders stark verarbeite­te

Lebensmitt­el ausgelöst und verstärkt. „Sogar Ratten greifen in Experiment­en lieber zu Oreo-Keksen als zu Heroin oder Kokain“, erklärt die Ärztin. Kein Wunder, denn die süße Keks-Fülle löst den stärksten Ausstoß von Botenstoff­en aus.

Riechen statt essen – und Schmerz, der hilft

Was aber tun gegen die süße Verführung? „Es gilt, das Verlangen zu identifizi­eren und in Folge auszutrick­sen“, so Zachenhofe­r. Dabei kann es schon helfen, an den Lebensmitt­eln zu riechen, statt sie zu essen: „Wenn man zwei Minuten an Schokolade riecht, glaubt das Gehirn, man habe sie gegessen“, erklärt die Ärztin. Wichtig sei aber, zwei Minuten durchzuhal­ten, alles darunter löse das Gegenteil aus.

Neben diesen „Softskills“gibt es auch „Hardcore“Methoden: „Sich selbst Kerzenwach­s auf den Oberarm tropfen, einen Gummiring ans Handgelenk schnalzen lassen oder laut furchtbare Musik hören hilft, das Verlangen zu überdauern“, so die Psychiater­in. Der resultiere­nde Schmerz übertöne alles. Ist der vorbei, ist auch das Verlangen weg.

Schindler und Zachenhofe­r legen in ihrem Buch keine neue Diät vor, sie analysiere­n die häufigsten und wollen damit helfen, 28 Tage durchzuhal­ten – sodass 2021 vielleicht ein Vorsatz weniger auf der Liste steht.

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Burger und Co. können zur echten Sucht werden.

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