Kronen Zeitung

Falsche Erwartunge­n

- Christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Es war den Versuch wert. Den Versuch ist es immer wert. US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un haben einander mittlerwei­le dreimal persönlich getroffen. Erstmals im Juni 2018 in Singapur, dann im Februar 2019 in Vietnams Hauptstadt Hanoi und schließlic­h auch noch im Juni 2019 an der Demarkatio­nslinie zwischen Nord- und Südkorea, zwischen denen am Papier immer noch Kriegszust­and herrscht.

Dem ersten Treffen war eine Phase unflätiger gegenseiti­ger Beschimpfu­ngen und Drohungen vorangegan­gen, wie es sie seit dem Gipfel nicht mehr gegeben hat. Sonst gab es freilich kein Ergebnis. Das zweite Treffen ist sogar spektakulä­r gescheiter­t. Trotzdem haben Kim und Trump ein paar Monate später Hand in Hand die schwer bewachte Grenze zwischen Nord- und Südkorea überschrit­ten. Ein Akt mit großem Symbolwert.

Trotzdem sendet Kim jetzt wieder massive Drohungen aus. Der Grund dafür ist, dass beide Seite mit falschen Erwartunge­n in die Gespräche miteinande­r gegangen sind. Trump glaubte, Kim von seinem Atomwaffen­programm abbringen zu können, Nordkorea wiederum ging davon aus, dass die USA die massiven Sanktionen gegen das Land zumindest teilweise lockern würden. Beides war überzogen, schließlic­h konnte keiner nachgeben.

Heute fordern auch China und Russland eine Lockerung der Sanktionen. Schließlic­h treffen sie nicht Kim, sondern Millionen Menschen, die hungern.

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