„Großer Pianist des Jahrhunderts“
Igor Levit feiert bei den Salzburger Festspielen 2020 Beethovens 250. Geburtstag
Erst kürzlich begeisterte er in Wien mit Brahms’ 2. Klavierkonzert. Doch 2020 steht für Igor Levit ganz im Zeichen Ludwig van Beethovens. Soeben hat er alle 32 Klaviersonaten auf CD vorgelegt. Bei den Salzburger Festspielen kann man in acht Konzerten erleben, wie er sich diesen Gipfel der Klavierkunst live erobert.
kenne kein Genug“, sagt Igor Levit (32), aus Gorki gebürtig. 1995 übersiedelte er aus Russland nach Hannover, 1999 studierte er am Mozarteum. Mit 32 ist er in den internationalen Konzertsälen ein vielgefragter Pianist, den eine Kritikerin „einen der großen Pianisten des Jahrhunderts“nannte.
Levit über die Klaviersonaten Beethovens: „Klar gibt es Tage, da denke ich mir bei bestimmten Stücken, jetzt noch mal und noch mal? Aber das verfliegt schnell, wenn ich auf der Bühne sitze. Die Sonaten sind für mich 32 absolute Meisterwerke.“
Levit selbst sieht Beethoven als seinen wichtigsten
Komponisten. Den letzten fünf Klaviersonaten galt daher auch sein Debüt-Album 2013. Diese Aufnahmen finden sich jetzt zusammen mit den übrigen Sonaten in einer CD-Box zum Start des Beethoven-Jahres.
Zwischen 2013 und 2018 wurden Levits Interpretationen an verschiedenen Orten aufgenommen. Die Kritik feiert ihn dafür. Längst ist er eigentlich der Pianist des Jahres. Man erlebt Beethoven da ohne Schlacken, mit unzähligen frisch gehörten Details, heutig und gültig, als 32 Hörabenteuer, auf die man sich begeistert einlässt. Fragt man nach Vorbildern, nennt Levit die Aufnahmen von „Artur Schnabel aus den 1930er-Jahren und die Or„Ich feo-Einspielung von Friedrich Gulda. „Die sind für mich das Allergrößte auf tausendfachen Ebenen.“Damit hat man spannende Vergleichsoptionen. Dennoch bleiben Levits Einspielungen Momentaufnahmen, denn: „Ich kenne diese Stücke natürlich in- und auswendig. Ich habe bestimmte Ideen und Vorstellungen und weiß irgendwie, wo ich hinwill. Aber so wie ich den Raum und das Publikum nicht unter Kontrolle habe, so habe ich meine Launen und meine Zustände nicht unter Kontrolle. Daher ist eine Sonate mal schneller, mal ist sie langsamer, mal ist sie so, mal anders. Ich bin hier ganz beim großen Ferruccio Busoni: Musik ist frei, ist frei, ist frei! Ich bin immer bereit, auf der Bühne spontan alles über Bord zu werfen und einen anderen Weg zu gehen.“
In nächster Zeit spielt
Igor Levit die 32 Sonaten
vielerorts. Auch bei den Salzburger Festspielen (29. Juli bis 16. August). Dazwischen trifft er auch noch mit befreundeten Musikerkollegen für fünf Konzerte zusammen. So kann der vielgereiste Pianist endlich ein paar Wochen an einem Ort bleiben und freut sich „auf ein totales Fest“.