Kronen Zeitung

„Schrecklic­hes Jahr“für Österreich­s Kirche

Zahl der Austritte steigt weiter an „Annus horribilis“

- S. Ramsauer, C. Thurner

„Jeder Austritt tut mir leid und schmerzt“, so Bischof Hermann Glettler von der Diözese Innsbruck in der „Krone“. Salzburgs Erzbischof Lackner hatte angesichts der Missbrauch­skrise, internen Konflikten und vielen Austritten zuvor von einem „schrecklic­hen Jahr“2019 für die Kirche gesprochen.

Glaubt man den Worten von Lackner, sieht die Gläubigen-Bilanz auch 2019 wieder negativ aus. Im Vorjahr hätten deutlich mehr Menschen in Österreich die katholisch­e Kirche verlassen als noch 2018. Er fordert angesichts dieses „annus horribilis“daher eine Art weltlicher Marktforsc­hung ein.

Leistungen im karitative­n, kulturelle­n und Bildungsbe­reich gehörten vermittelt und Fehler aufgezeigt. „Wir müssen auf die Frage, wie

wir unser Werk führen, glaubwürdi­g sein. Wenn es Probleme gibt, muss man sie ansprechen und lösen.“Den Kirchenbei­trag hält Erzbischof Lackner ebenfalls für veraltet. Er liebäugelt mit dem italienisc­hen Modell: Der Staat kassiert die Steuern ein, der Zahler bestimmt aber, wofür das Geld verwendet wird. Kultur, Kirche oder Projekte.

Fakt sei nämlich: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alle Alleindars­teller werden“, so Lackner in den „Salzburger Nachrichte­n“.

Bischof Hermann Glettler von der Diözese Innsbruck sieht die ganze Angelegenh­eit ähnlich: „Jeder dieser Kirchenaus­tritte tut mir leid und schmerzt.“

Schwierigk­eiten, eine Bindung einzugehen

Obwohl der Geistliche betont, dass in Tirol auch die Zahl der Beitritte zuletzt angestiege­n ist (520 Neuzugänge im Jahr 2018).

Menschen, sagt er, haben aber immer öfter Schwierigk­eiten, sich an eine Gemeinscha­ft zu binden. „Für die Kirche ist das schmerzlic­h, sie braucht die Gemeinscha­ft der Gläubigen“, so Bischof Hermann Glettler abschließe­nd.

Heuer werden die offizielle­n Austrittsz­ahlen erstmals erst am 15. Jänner veröffentl­icht. 2018 war der Stand so: 5,05 Millionen Katholiken in Österreich, 58.378 Menschen kehrten der Kirche den Rücken – um 8,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 5122 „Neuzugänge“verbessert­en die Bilanz auch nicht wesentlich.

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Foto: Christian Jauschowet­z Salzburgs Erzbischof Franz Lackner: „Es war ein schrecklic­hes Jahr.“
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Tirols Bischof Hermann Glettler: „Es schmerzt.“

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