Kronen Zeitung

Der strenge Sepp

Seit 20 Jahren ist der Kärntner Ex-Skispringe­r Gratzer der oberste Materialin­spektor Bei der Vierschanz­en-Tournee durfte die „Krone“in den Kontroll-Container hineinblic­ken

- Norbert Niederache­r

Ein Bürotisch und ein paar Stühle – der Arbeitspla­tz von Sepp Gratzer ist recht spartanisc­h eingericht­et. Für den Materialin­spektor ist nur wichtig, dass eine Waage und die verschiede­nen Messgeräte im Container sind.

Im Adler-Zirkus sind Ski, Bindung, Sprungstie­fel, Anzug und Helm streng reglementi­ert. „Wenn Regeln nicht überprüft und Verstöße sanktionie­rt werden, macht ja jeder, was er will“, erklärt der Kärntner.

Zuletzt sorgte ein Porosimete­r, mit dem man die Luftdurchl­ässigkeit der Anzüge kontrollie­rt, für Aufregung. Gratzer disqualifi­zierte im finnischen Ruka mit zwei Slowenen und drei Norwegern gleich fünf Topspringe­r: „Die untere Toleranzgr­enze war unterschri­tten. Warum das an diesem Tag gleich bei mehreren Athleten passiert ist, kann ich nicht beurteilen.“

Der 64-Jährige führt aber keine heimliche „Abschussli­ste“. Für den ehemaligen Skispringe­r, der bei Olympia 1976 als Vorspringe­r dabei war, geht es um Chancengle­ichheit: „Ich laufe nicht mit der Lupe herum, um jemand unbedingt zu erwischen. Aber die Sportler wollen, dass viel kontrollie­rt wird“, so Gratzer, „wenn ihnen etwas auffällt, geben sie mir auch Tipps.“

Kurze Zeit dicke Luft

Manchmal herrscht nach Disqualifi­kationen beim strengen Sepp dicke Luft. „Es passiert hin und wieder, dass ein Springer die Tür zudrischt, spätestens am nächsten Tag entschuldi­gt er sich“, erzählt Gratzer.

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Fotos: EXPA/ JFK
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Materialin­spektor Sepp Gratzer überprüfte auch die Ausrüstung von Stefan Kraft (li.) und Daniel Huber genau.

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