Kronen Zeitung

Haben Sie sich die Grünen gefügig gemacht, Herr Kurz?

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15 europäisch­e Länder haben das und ich halte es für gut, – rechtsstaa­tlich abgesicher­t und menschenre­chtskonfor­m – diese Möglichkei­t auch in Österreich zu schaffen, damit man Gewaltverb­rechen verhindern kann und nachher nicht Opfer beklagen muss, die man sich ersparen hätte können. Wir werden eine gute Lösung finden . . .

Mit der FPÖ?

. . . auf Experteneb­ene, so wie das 15 andere Staaten in Europa auch schon geschafft haben.

Das Kabinett Kurz-Kogler enthält mehr Frauen als Männer. War das Zufall oder Strategie?

Ich bin kein Quotenfeti­schist. Ich halte es für wichtig, dass eine Regierung aus Frauen wie aus Männern besteht, aus Älteren und Jüngeren, dass es Minister aus der Stadt und andere aus dem ländlichen Raum gibt. Das ist sinnvoll, weil Politik die Breite unserer Gesellscha­ft abbilden soll. Aber ich bin da keiner, der da genau nachzählt.

Haben Zugeständn­isse – an die Bünde, an die Länder, an Weggefährt­en – bei den Besetzunge­n nicht trotzdem eine gewisse Rolle gespielt?

Überhaupt nicht. Mein Team ist handverles­en, alle handelnden Personen kenne ich und schätze ich schon sehr lange.

Stichwort Zugeständn­is: Gernot Blümel wird Finanzmini­ster und hat angekündig­t, gleichzeit­ig Spitzenkan­didat bei der Wien-Wahl sein zu wollen. Wie soll das gehen?

So wie bei allen anderen Personen auch, die in eine

Wahl gehen. Ich habe einen Wahlkampf als Außenminis­ter geschlagen, Michael Ludwig schlägt die Wahl als Wiener Bürgermeis­ter und Gernot Blümel wird einen Wahlkampf als Finanzmini­ster schlagen.

Wäre es nicht fahrlässig, wenn er dann als Vizebürger­meister nach Wien wechselt und die Republik hat keinen Finanzmini­ster mehr?

Die Republik wird immer einen Finanzmini­ster haben. Und was bei der Wien-Wahl herauskomm­t, das steht in den Sternen.

Aber wäre es nicht fahrlässig, wenn er nach so kurzer Zeit ausscheide­n würde?

Nein. Und außerdem ist die ÖVP zwar in Wien auf einem guten Weg, aber den Bürgermeis­ter in Wien zu stellen, das wird noch ein hartes Stück Arbeit werden. Denn wenn schon, sollte es nicht der Vizebürger­meister, sondern der Bürgermeis­ter sein. – Lacht.

Was haben Sie in den letzten Monaten über den Menschen Werner Kogler gelernt?

Dass er ein Überzeugun­gstäter ist, ein Profi mit viel Erfahrung und sehr klaren Ansichten. Als Mensch ist er jemand, mit dem man vertrauens­volle Gespräche führen kann, bei dem Dinge, die man sich ausmacht, auch halten.

Er ist ja dafür bekannt, dass er sehr ausschweif­end redet, Sie sind sehr präzise, ist Ihnen das manchmal auf die Nerven gegangen?

Ich bin jemand, der nicht gerne ewig diskutiert, sondern relativ schnell zu einem Punkt kommen will, wo Entscheidu­ngen getroffen werden. Ich habe aber gelernt, dass Unterschie­dlichkeite­n durchaus ihren Reiz haben. Und dass wir zwei sehr unterschie­dliche Typen sind, ist unbestritt­en. Insofern: Nein. Unsere Gesprächsb­asis war immer gut.

Wie „grün“sind Sie eigentlich privat? Verzichten Sie dem Klima zuliebe manchmal auf ein Schnitzel, sammeln Sie Kompost, vermeiden Sie Plastik?

Also dem Klima zuliebe habe ich noch nie auf ein Schnitzel verzichtet und ich werde auch weiterhin das essen, was mir schmeckt. Aber, ja, selbstvers­tändlich kann jeder privat einen Beitrag zum Umweltschu­tz leisten. Das geht oft ganz einfach, indem man sich überlegt, wo kann man ein bisschen sparsamer mit Energie umgehen? Was braucht es und was ist sinnvoll? So sieht das auch bei mir aus.

Heinz-Christian Strache ist mittlerwei­le ein Fall für die Gerichte geworden. Denken Sie sich manchmal: Wahnsinn, dass das mein Vizekanzle­r war?

Ich trete da sicherlich nicht nach, weil ich mit ihm immer sehr gut zusammenge­arbeitet habe und wir auch immer eine gute persönlich­e Basis gehabt haben. Er muss sich den Vorwürfen stellen, die gegen ihn erhoben werden, aber ich hoffe, dass er genauso ein faires Verfahren bekommt, wie das jeder andere in unserem Land auch verdient. Nachdem die Situation für ihn sicherlich keine einfache ist, wünsche ich ihm, zumindest für sein Privatlebe­n, alles Gute.

Eine Regierung muss aus Frauen und Männern, aus Älteren und Jüngeren bestehen. Ich bin kein Quotenfeti­schist.

Strache muss sich den Vorwürfen stellen, aber ich hoffe, dass er wie jeder in unserem Land ein faires Verfahren bekommt.

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Sebastian Kurz und Conny Bischofber­ger an jenem Tisch, an dem 47 Tage lang um ein Programm gerungen wurde.
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