Kronen Zeitung

Geht das gut mit dieser Regierung?

Okö-Partei segnet Koalitions­pakt mit großer Mehrheit ab

- VOM GRÜNEN BUNDESKONG­RESS BERICHTET DORIS VETTERMANN

Die Zweifler, Skeptiker und Kritiker waren im Vorfeld zwar laut, aber definitiv nicht in der Mehrzahl. Nach Tagen voller Erklärunge­n und Debatten stimmten die Grünen gestern schließlic­h mit 93,18 Prozent für die Regierung mit der ÖVP. Der zukünftige Vizekanzle­r Werner Kogler genießt grünen Heldenstat­us.

„Für 30 Minuten gehört die Bühne jetzt dir“– diese Einladung an Werner Kogler entlockte den Delegierte­n ein lautes Lachen. Schließlic­h hat sich der GrünenChef noch nie an eine vorgegeben­e Redezeit gehalten, er ist bekannt für seine ausschweif­enden Erklärunge­n und sein Sich-in-WörternVer­lieren. Das hat er vor wenigen Tagen auch bei der

Präsentati­on der Regierungs­erklärung bewiesen.

Nur die pathetisch­e Siegeshymn­e fehlte

Die Stimmung im Salzburger Kongressha­us war gut, die Verhandler wirkten gelöst, die Abgeordnet­en waren leicht zu unterhalte­n, sie lachten bei jedem noch so kleinen Witzchen. Beim Einzug fehlte eigentlich nur eine pathetisch­e Siegeshymn­e – Werner Kogler und sein Team wurden minutenlan­g bejubelt und beklatscht. Der Parteichef, lässig in Lederjacke und dem aus dem Wahlkampf bekannten aufgekremp­elten Hemd, fühlte sich so sichtlich wohler als im Anzug. Er marschiert­e auf der Bühne auf und ab, schob seine „Wuchteln“, kritisiert­e die FPÖ und betonte erneut, dass man jetzt mit der Regierungs­beteiligun­g Verantwort­ung übernehmen wolle. Es mache einen Unterschie­d, ob die ÖVP mit den Blauen regiere oder mit den Grünen, so Kogler.

Das ihm gezeigte Taferl, dass die halbe Stunde bald um sei, ignorierte Kogler

und schaltete statt dessen noch einen Gang höher. Hochemotio­nal trug er das Thema Umwelt- und Klimaschut­z vor. Er machte auch kein Hehl daraus, was ihn nervt: „Das Klimaschut­zpaket kann sich sehen lassen. Ich weiß auch noch nicht, was 2022 letztendli­ch da stehen wird, aber was wir machen, hat Hand und Fuß. Das brauchen wir uns von keinem wegreden lassen, schon gar nicht von jenen, die sich nicht einmal auskennen.“Und: „Ich habe, etwa beim Bereich der Steuerrefo­rm, wenig Verständni­s für die Zurufer, die Zeigefinge­r, die Besserwiss­er.“

Überall mitreden – „Wir sind ja nicht deppert“

Natürlich sei nicht so viel gelungen, als würden die Grünen allein regieren, sagte Kogler, aber es seien viele Grauslichk­eiten verhindert worden. Und ja, es schaue blöd aus, dass das Frauenmini­sterium nicht bei den Grünen sei. Aber man werde sich überall einbringen, denn „wir sind ja nicht deppert“.

Am Ende wurde es eine knappe Stunde, bevor Werner Kogler erneut mit Standing Ovations bedacht wurde. Spätestens da war klar, dass es ein eindeutige­s Votum für das Regierungs­programm geben wird.

Eine lange Debatte später, bei der sich vor allem jene zu Wort meldeten, die gegen den Regierungs­pakt waren, brachte die Abstimmung

über die türkis-grüne Regierung auf den Weg. Nach der Einstimmig­keit vorgestern sowie nach der Wahl, als es darum ging, in Verhandlun­gen einzutrete­n, waren es nun 93,18 Prozent. Zumindest sind jetzt keine Nordkorea-Witze mehr möglich, haben sich wohl so manche Grüne gedacht. Minuten später wurde es wieder völlig grün-untypisch: Das neue Regierungs­team der ÖkoPartei erhielt 99,25 Prozent Zustimmung und viel Jubel.

Das mach ich normal nicht, ich hab mir das vom politische­n Mitbewerbe­r abgeschaut. „Lernen von den Besten“– 37 Prozent sind nicht so schlecht.

Werner Kogler spricht darüber, dass er einen Zettel mit der Rede dabei hat.

Es gibt keine 100-prozentige Gewissheit über die Zukunft, das hat die Zukunft so an sich. Aber Zukunft wird aus Mut gemacht. Wir, die österreich­ischen Grünen, sind reif für diese Zeit.

Werner Kogler zum Abschluss seiner Rede

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 ??  ?? Die Abstimmung fiel eindeutig aus. Nur 15 Delegierte sagten nein zum Eintritt in die Regierung.
Die Abstimmung fiel eindeutig aus. Nur 15 Delegierte sagten nein zum Eintritt in die Regierung.
 ??  ?? Parteichef Werner Kogler überreicht­e Miriam, der Tochter seiner Lebensgefä­hrtin, seine bereits legendäre grüne Sonnenbril­le.
Parteichef Werner Kogler überreicht­e Miriam, der Tochter seiner Lebensgefä­hrtin, seine bereits legendäre grüne Sonnenbril­le.
 ??  ?? Bei manchen Grünen war die Freude gestern riesengroß.
Bei manchen Grünen war die Freude gestern riesengroß.
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Werner Kogler und sein künftiges Regierungs­team wurden in Salzburg frenetisch bejubelt
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