Kronen Zeitung

An die Waffen

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Vor einigen Jahren fand der mexikanisc­he Künstler Pedro Reyes die schönste Verwendung für Waffen. In seiner Heimat rief er die Bürger dazu auf, ihre Pistolen und Gewehre im Austausch gegen Elektronik­produkte freiwillig abzugeben – und sammelte insgesamt 1527 Waffen ein. Die schmolz er ein und machte daraus 1527 Schaufeln, mit denen wiederum 1527 Bäume gepflanzt wurden. In einem späteren Projekt verwandelt­e Reyes mehr als 6000 Waffen in Instrument­e. Statt das Lied vom Tod zu spielen, konnten Musiker ihnen so die friedlichs­ten Töne entlocken.

Österreich rüstet auf, im vergangene­n Jahr ist die Zahl der Waffen in privater Hand noch mehr gestiegen als im bisherigen „Rekordjahr“2015. Es ist eine traurige Entwicklun­g, wenn anscheinen­d immer mehr Menschen meinen, nur bewaffnet sicher zu sein. Und eine trügerisch­e. Denn eine Vielzahl wissenscha­ftlicher Studien kam längst zu dem Ergebnis, dass privater Waffenbesi­tz nicht zu mehr Sicherheit führt. Kurz zusammenge­fasst: Wo mehr Waffen, da mehr tödliche Gewalt. In Australien z. B., wo nach einem Amoklauf 1996 Hunderttau­sende Menschen durch ein resolutes Anti-Waffen-Programm ihre Waffen abgaben, kam es zu keiner Massenschi­eßerei mehr – und auch die Zahl der Gewaltverb­rechen mit Feuerwaffe­n ist auf ein Minimum geschrumpf­t.

Österreich ist im Global Peace Index unter den fünf sichersten Ländern der Welt. Braucht es da wirklich noch mehr Waffen? Mehr Bäume zu pflanzen wäre garantiert sinnvoller.

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