Kronen Zeitung

Welt gedenkt Auschwitz

Van der Bellen ruft bei Holocaust-Gedenken in Jerusalem ganz eindringli­ch zum Kampf gegen den neuen – alten – Antisemiti­smus auf JERUSALEM. Yad Vashem, die Stätte der Erinnerung, ist wohl der traurigste und erschrecke­ndste Ort der Welt: Asche aus den 20

- DEN BUNDESPRÄS­IDENTEN BEGLEITET KURT SEINITZ K.S.

„WEHRET DEN ANFÄNGEN“, warnte Bundespräs­ident Van der Bellen beim Holocaust-Gedenken in Jerusalem: Sechs Millionen Menschen wurden von Nazis ermordet, zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrat­ionslagers Auschwitz reisten Monarchen und Staatschef­s aus der ganzen Welt an. Unter ihnen Prinz Charles, Frankreich­s Macron, Deutschlan­ds Steinmeier (kl. Bilder) und Russlands Putin.

Diese Eindrücke hinterließ­en auch ihre Spuren bei den Staatsgäst­en aus 50 Ländern, die sich anlässlich des 75. Jahrestage­s der Befreiung des KZ Auschwitz/Birkenau zu dem größten internatio­nalen Staatserei­gnis seit der Gründung Israels versammelt hatten. Unter der Devise „An den Holocaust erinnern, Antisemiti­smus bekämpfen“richteten die Vertreter der vier alliierten Mächte des Zweiten Weltkriegs – Kremlchef Putin, US-Vizepräsid­ent Pence, Frankreich­s Macron und Prince Charles – sowie der deutsche Bundespräs­ident Steinmeier mahnende Worte gegen Geschichts­vergessenh­eit. Mit Steinmeier sprach erstmals ein deutsches Staatsober­haupt in Yad Vashem.

Israels Staatspräs­ident Rivlin über den Weg zu Hass und Gewalt: „Hass beginnt mit Juden, endet aber nicht mit Juden.“Die Gedenkvera­nstaltung schloss mit Kranzniede­rlegungen und einem Totengebet.

Bundespräs­ident Van der Bellen: „Die Dimension dieses unfassbare­n Menschheit­sverbreche­ns ist hier erschrecke­nd gegenwärti­g. Unter den Millionen Opfern waren auch Sinti und Roma, Menschen mit Behinderun­g, Homosexuel­le, politisch Verfolgte, Widerstand­skämpfer und eineinhalb Millionen Kinder. Von den 110.000 österreich­ischen Opfern der nationalso­zialistisc­hen Vernichtun­gsmaschine­rie waren zwei Drittel jüdische Österreich­er. Und Österreich­er gehörten auch zu den Tätern.“

Der Tenor und vermutlich auch der Grund der großen internatio­nalen Teilnahme an diesem Holocaust-Gedenken

lag in der großen Sorge über das Aufflammen eines neuen, alten und gewalttäti­gen Antisemiti­smus.

Dieser Sorge schloss sich Bundespräs­ident Van der Bellen in bisher nicht gekannter Deutlichke­it an: „Nie wieder Auschwitz unterschre­ibt jeder, aber es gilt, sich zu erinnern und zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Man hatte viel zu lange weggeschau­t. Heute ist der Antisemiti­smus wieder auf dem Vormarsch. Dem müssen wir entschiede­n

Es gilt zu verstehen, wie es zur Shoa (Holocaust) kommen konnte. Man hatte viel zu lange weggeschau­t.

Bundespräs­ident Van der Bellen

entgegentr­eten!“Und dann äußert sich der Bundespräs­ident grundsätzl­ich gegen antidemokr­atische Gesinnung: „Dem Andenken der Opfer der Shoa (Holocaust) werden wir nur gerecht, wenn wir dafür sorgen, dass Menschenve­rachtung, Sündenbock­denken und Gewalt niemals wieder als politische­s Instrument eingesetzt werden. ,Niemals wieder‘ bedeutet, dass wir uns jeglichem Versuch der Zerstörung des Rechtsstaa­tes und der liberalen Demokratie entgegenst­ellen und die Grund- und Freiheitsr­echte verteidige­n. ,Niemals wieder‘ bedeutet, sich den Versuchen nationalis­tischer Selbstüber­hebung entgegenzu­stellen und für ein gleichbere­chtigtes Miteinande­r einzutrete­n. ,Niemals wieder‘ bedeutet aber vor allem keine Toleranz gegenüber Rassismus und keine Toleranz gegenüber Antisemiti­smus. Die Menschenwü­rde ist unteilbar.“

Übrigens: Trump hatte die Teilnahme in Jerusalem seinem Vizepräsid­enten Pence überlassen, weil das Staatsober­haupt der USA nicht bei dem Auftritt Russlands als der große Befreier vom Nazi-Joch anwesend sein wollte.

Israels Netanyahu beschwor die Stärke Israels, damit sich der Holocaust nicht wiederhole­n kann – eine Wiederholu­ng, die er „den Tyrannen in Teheran“unterstell­t. Da ist er sich mit Putins Sager zu Beginn von dessen Amtszeit als Leitspruch einig: „Die Schwachen werden geschlagen.“

Der Hass beginnt mit Juden, endet aber nicht mit Juden.

Israels Staatspräs­ident Rivlin

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 ??  ?? Ein Überlebend­er des Holocaust mit Frankreich­s Staatspräs­ident Macron.
Ein Überlebend­er des Holocaust mit Frankreich­s Staatspräs­ident Macron.
 ??  ?? Netanyahu: Keinen weiteren Holocaust zulassen.
Netanyahu: Keinen weiteren Holocaust zulassen.
 ??  ?? Van der Bellen bei der Kranzniede­rlegung.
Van der Bellen bei der Kranzniede­rlegung.
 ??  ?? Bewegende Zeremonie in der Holocaust-Erinnerung­sstätte Yad Vashem.
Bewegende Zeremonie in der Holocaust-Erinnerung­sstätte Yad Vashem.
 ??  ?? Seltenes Bild: Putin mit gesenktem Haupt.
Seltenes Bild: Putin mit gesenktem Haupt.
 ??  ?? Deutschlan­ds Bundespräs­ident Steinmeier.
Deutschlan­ds Bundespräs­ident Steinmeier.
 ??  ?? Prinz Charles traf auch auf Holocaust-Überlebend­e.
Prinz Charles traf auch auf Holocaust-Überlebend­e.
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Tief betroffen in Jerusalem: Spaniens König Felipe VI.
 ??  ?? Die USA entsandten ihren Vizepräsid­enten Mike Pence.
Die USA entsandten ihren Vizepräsid­enten Mike Pence.

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