50 Jahre Expertise
Die Welt wird immer kleiner, immer schneller, immer schwerer zu verstehen für den Einzelnen. So entsteht die absurde Situation, dass es einerseits zwar immer leichter wird, an das andere Ende der Erde zu reisen, wir aber andererseits mit derart viel Information überschüttet werden, dass ein gegenseitiges Verständnis eher erschwert denn erleichtert wird.
Daher ist es gut, wenn es Experten gibt. Experten für einzelne Weltgegenden.
Das Österreichische Lateinamerika-Institut in Wien ist so ein Kompetenzzentrum. Bekannt für seine ausgezeichneten Spanischund Portugiesischkurse, seine hervorragenden Kontakte zu Kultur und Politik in die verschiedensten Ländern dieses riesigen Kontinents, eine Anlaufstelle für Botschaften und internationalen Austausch. Seit nunmehr 50 Jahren.
Jetzt musste das einst von katholischen Kreisen gegründete LateinamerikaInstitut Insolvenz anmelden. Wegen offener Rechnungen in der Höhe von 16.000 Euro. Und weil die Stadt Wien und das Wissenschaftsministerium sich bisher nicht darauf einigen konnten, dem Institut und den 20 dort beschäftigten Menschen mit einer Überbrückung unter die Arme zu greifen.
Dabei brauche man nur etwas Zeit, sagt Vorstandsmitglied Berthold Molden. „Ich verdiene dort nichts“, erklärt der Historiker. „Aber ich kann nicht verstehen, wie man 50 Jahre Expertise einfach den Bach hinuntergehen lassen kann.“
Kann man da bitte etwas tun!