Streif-Erlebnis
Ein einziges Mal ist es mir gelungen, die Streif zu bezwingen. Das war vor vielen Jahren, als ich auf Skiern noch mit halbwegs eleganter Selbstverständlichkeit und Sicherheit auch schwierige Hänge runterwedelte. Die Streif allerdings, die zeigte mir ganz schnell, dass sie eigentlich die stärkere von uns beiden ist. Wo die Profis im wahnwitzigen Tempo runterbrettern, zog ich vorsichtig meine Bogerln. Als ich dann heil den Zielhang hinunterrutschte, da jubelten zwar keine Menschenmassen, für mich fühlte es sich trotzdem irgendwie so an.
Bereits zum 80. Mal wird Kitzbühel nun schon zur Arena für diesen winterlichen Kampf von David gegen Goliath, Mann gegen „Bestie“. Selbst Didier Cuche, fünffacher Hahnenkamm-Gewinner, meinte nach seinem Karriereende: „Ich bin froh, dass ich da mein Leben nicht mehr in einem Rennanzug riskiere.“
Altersmilde kennt die Streif nicht, sie ist noch härter, noch brutaler als zu Beginn ihrer Renngeschichte, sie fordert von ihren Herausforderern fast Übermenschliches. Für mich ist es nur schwer vorstellbar, wie da immer wieder Athleten den Mut aufbringen, sich kopfüber in diesen Höllenritt zu werfen. Ihnen allen halte ich morgen mit angespannten Nerven die Daumen, dass sie heil ins Ziel kommen.
Mich hat die Streif letztendlich dann doch noch abgeworfen. Als ich die Skier abgeschnallt hatte, landete ich nach ein paar Schritten dank einer hinterfotzigen Eisplatte unsanft auf dem Po. Und habe ab dann nur noch die Familienabfahrt genommen . . .