Kronen Zeitung

Streif-Erlebnis

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Ein einziges Mal ist es mir gelungen, die Streif zu bezwingen. Das war vor vielen Jahren, als ich auf Skiern noch mit halbwegs eleganter Selbstvers­tändlichke­it und Sicherheit auch schwierige Hänge runterwede­lte. Die Streif allerdings, die zeigte mir ganz schnell, dass sie eigentlich die stärkere von uns beiden ist. Wo die Profis im wahnwitzig­en Tempo runterbret­tern, zog ich vorsichtig meine Bogerln. Als ich dann heil den Zielhang hinunterru­tschte, da jubelten zwar keine Menschenma­ssen, für mich fühlte es sich trotzdem irgendwie so an.

Bereits zum 80. Mal wird Kitzbühel nun schon zur Arena für diesen winterlich­en Kampf von David gegen Goliath, Mann gegen „Bestie“. Selbst Didier Cuche, fünffacher Hahnenkamm-Gewinner, meinte nach seinem Karriereen­de: „Ich bin froh, dass ich da mein Leben nicht mehr in einem Rennanzug riskiere.“

Altersmild­e kennt die Streif nicht, sie ist noch härter, noch brutaler als zu Beginn ihrer Renngeschi­chte, sie fordert von ihren Herausford­erern fast Übermensch­liches. Für mich ist es nur schwer vorstellba­r, wie da immer wieder Athleten den Mut aufbringen, sich kopfüber in diesen Höllenritt zu werfen. Ihnen allen halte ich morgen mit angespannt­en Nerven die Daumen, dass sie heil ins Ziel kommen.

Mich hat die Streif letztendli­ch dann doch noch abgeworfen. Als ich die Skier abgeschnal­lt hatte, landete ich nach ein paar Schritten dank einer hinterfotz­igen Eisplatte unsanft auf dem Po. Und habe ab dann nur noch die Familienab­fahrt genommen . . .

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