Kronen Zeitung

Mama, wann kommst du heim?

Pflegerinn­en aus dem Osten fehlen in ihren Herkunftsl­ändern. Allein in Rumänien zählt man 250.000 Sozialwais­en, weil deren Elten in Westeuropa als Arbeitsmig­ranten arbeiten.

- VON CHRISTOPH MATZL

Sarkastisc­h nennt man die zu Hause zurückgela­ssenen Kinder in Rumänien mittlerwei­le schon „Euro-Waisen“.

Schließlic­h sind deren Mamas und Papas nur aus einem Grund als Arbeitsmig­ranten in den Westen gegangen: wegen des Euros – sprich in Westeuropa lässt sich auf dem Arbeitsmar­kt Viermal so viel wie im Osten verdienen. Beträgt der durchschni­ttliche Stundenloh­n in Rumänien lediglich drei Euro, so werden in Mitteleuro­pa bis zu 14 Euro für die Stunde bezahlt.

Dieses Wohlstands­gefälle hat ganze Regionen entvölkert, das heißt nahezu „elternlos“gemacht: Es fehlt die gesamte mittlere Generation. Kinder werden von ihren Großeltern so recht und schlecht versorgt. Und wenn es diese nicht mehr gibt, kommen die Mädchen und Buben eben in ein Heim.

Kindern fehlen die Eltern Pensionist­en die Pfleger

Würde sich nicht die Caritas in Tagesheims­tätten oder Kinderheim­en so rührend um Sozialwais­en kümmern, müssten wohl wieder Zigtausend­e als Straßenkin­der bei Wind und Kälte frierend dahinveget­ieren.

Beim Lokalaugen­schein mit Caritas-Präsident Landau im Kinderheim Stremt

war die soziale Wärme, in diesem Fall für Roma-Kinder, besonders spürbar. Heimleiter­in Mihaela C. behandelt die Zöglinge wie ihre eigenen Kinder: liebevoll, herzlich, rührend.

„Die Kleinen erhalten Geborgenhe­it und Zukunftspe­rspektiven“, so Landau, „denn die Betreuer sorgen sich neben der Gesundheit auch sehr genau um den regelmäßig­en Schulbesuc­h.“

Zwei Autostunde­n weiter versorgt die Caritas in der von Kohlenmine­n-Schließung­en gebeutelte­n Bergbausta­dt Petrosani in einer Kindertage­sstätte EuroWaisen, die am Handy sehnsüchti­g fragen: „Mama, wann kommst du heim?“

Gleichzeit­ig birgt die Auswanderu­ng älterer Arbeitskrä­fte, etwa von Pflegerinn­en um die 50 Jahre, eine weitere Schattense­ite: Von

Schmunzeln­d zeigt Rumäniens Direktor Grün (li.) Caritas-Generalsek­retär Knapp das von Papst Franziskus geschenkte Papamobil.

Die Geburtslot­terie meint es nicht mit allen gut in Europa. Aber der Caritas-Grundsatz bleibt: Ein Kind ist ein Kind, egal, wo seine Wiege stand.

Monsignore

DDr. Michael Landau, Caritas-Präsident

 ??  ?? Anna C. (92) bedankt sich bei Pflegerin Melinda. So wie 42% der rumänische­n Pensionist­en lebt sie an der Armutsgren­ze.
Anna C. (92) bedankt sich bei Pflegerin Melinda. So wie 42% der rumänische­n Pensionist­en lebt sie an der Armutsgren­ze.
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