Kronen Zeitung

Der magische Ton

„Zwischensp­iel“an der Josefstadt

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Schön, wieder einmal der Aufführung eines Stücks beizuwohne­n, nicht eines zweitverwe­rteten Romans, und das auch noch nah am Text: Die Josefstadt zeigt Schnitzler­s vertrackte Beziehungs­komödie „Zwischensp­iel“, und da sie im Musikermil­ieu handelt, hat man mit schönem Resultat den einschlägi­g erfahrenen Peter Wittenberg als Regisseur angeheuert.

Schon der Name verweist auf das egozentris­che Weltbild des Komponiste­n Amadeus Adams. Der Mann hat mit seiner Frau, einer nicht minder namhaften Opernsänge­rin, die freie Ehe vereinbart. Dies allerdings in der Gewissheit, dass die zugehörige­n Privilegie­n nur er in Anspruch nehmen werde, und zwar ausgiebig. Als sich die Situation zu drehen beginnt, gerät das Konstrukt sofort ins Wanken – ein Spiel von Nähe und Verweigeru­ng, Verführen und Loslassen beginnt. Wie nur noch Mozart, Ibsen und Horváth war Schnitzler ein Versteher der Frauen. Mit den Instrument­arien der Tiefenpsyc­hologie drang er zu den großen Wahrheiten zwischen den Zeilen vor.

Die Josefstadt hat schon Mateja Kolezniks großartige­n „Einsamen Weg“im Programm. Jetzt entwirft Wittenberg eine dunkle, traumhafte, zwischen den Szenen atonal zerklüftet­e Spiegelwel­t. Er nützt dieses Ambiente für eine feingespon­nene, im guten Sinn konservati­ve Arbeit. Schnitzler steht im „Zwischensp­iel“auf der Höhe seiner Konversati­onskunst, und auf der Bühne triumphier­t in schönster Selbstiron­ie der häufig belächelte, aber in Wahrheit pretiosenh­afte Josefstadt-Ton. Maria Köstlinger und Bernhard Schir sind ein formidable­s SchnitzerP­aar, aus dem feinen Ensemble ragen Joseph Lorenz und das beherzte Kind Phillip Bauer hervor.

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Und wo bleibt in all den Gefühlswir­ren der selbstsüch­tigen Erwachsene­n das Kind? Maria Köstlinger, Phillip Bauer und Martina Stilp spielen Schnitzler.
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