In der Hölle war es einfach zu feucht
Der natürliche Feind des alpinen Ski-Weltcups ist der . . . richtige Schnee.
Soooo herrlich war sie künstlich präpariert worden, die Kandahar-Abfahrt in Garmisch. Ein dickes, weißen Band im satten Grün des Jänner-Frühlings rund um die WM-Stadt von 2011. Da hätte man wahrscheinlich noch im Juni ein Abfahrtsrennen fahren können.
Aber dann musste ja unbedingt der Winter vorbeischauen. Ein halber Meter Neuschnee lag am Donnerstag früh im Tröglhang – und damit kam alles völlig durcheinander.
Um 13.15 Uhr wurde der erste Trainingslauf abgesagt. An einem Tag, an dem jeder Hobby-Skiläufer nur so mit der Zunge schnalzt.
Blauer Himmel, windstill, herrlicher Sonnenschein. „Schaut blöd aus, klingt auch blöd“, nickte Vincent Kriechmayr, als er ohne Trainingsfahrt wieder bei der
Talstation stand, „aber im Sinne der Sicherheit war diese Absage schon okay.“
Das Hauptproblem war der Mittelteil der Abfahrt. Dort hatte der Neuschnee der Piste am meisten zugesetzt, zu knollig, zu wenig gebunden. Womit sich in Garmisch die Erkenntnis breit machte: In der Hölle ist es zu feucht.
Wetterkapriolen in Garmisch gehören zum Weltcup wie (künstlicher) Schnee. Auch im Vorjahr mussten sowohl die Abfahrt als auch der Riesentorlauf abgesagt werden.
Und der heutige Trainingslauf? „Bis sechs Uhr früh wird’s regnen, das tut der Piste gut. Dann werden wir mit Salz arbeiten“, legte FIS-Renndirektor Markus Waldner die Marschroute fest. Klingt leichter, als es wahrscheinlich wird. Weil über Nacht eine Sturmfront Südbayern überquert und jede Menge Regen mit sich bringt. Ehe dann der „Frühling“mit Plusgraden bis zu 14 Grad zurückkommt.
Der letzte Abfahrtssieger auf der Kandahar war vor zwei Jahren kurz vor den Spielen in Pyeongchang der Schweizer Beat Feuz, nur 18 Hundertstel vor Dominik Paris und Kriechmayr. „Ich würde mich schon wieder auf ein Rennen hier freuen, Garmisch ist nämlich schon ein echter Klassiker“, wäre Kriechmayr heiß auf eine Neuauflage des Duells mit dem „Kugelblitz“aus der Schweiz. Wenn’s in der Hölle wieder trockener wird.