Zwei Trainer kämpfen gegen ihre Dämonen
Die Superbowl-Coaches Andy Reid und Kyle Shanahan erlebten in ihrem ersten Endspiel einen Albtraum und streben nach Rehabilitation
Wenn in der Nacht auf Montag die Sportwelt nach Miami blickt, weil die Kansas City Chiefs bei der 54. Auflage des Superbowls die San Francisco 49ers herausfordern, stehen mit Andy Reid und Kyle Shanahan zwei Cheftrainer an der Seitenlinie, die mit ihren Dämonen zu kämpfen haben.
Reid, aufseiten der Chiefs, der in seinen Anfängen als College-Coach einst Hotdogs verkaufen musste, um das Budget seiner finanzmaroden Schule aufzufetten, gilt als einer der besten Trainer der NFL-Historie. Das belegen 207 Siege, mit denen er Sechster der ewigen Bestenliste ist. Doch einen Superbowl gewann das Schwergewicht mit dem markanten Schnurrbart nur als Assistent mit Green Bay, als Chefcoach wartet er, seit er 1999 dieses Amt in Philadelphia antrat, darauf. 2004 stand er im Finale, scheiterte jedoch an den Patriots. Auch wegen seiner Entscheidungen.
Es folgten viele Play-offPleiten, allein fünf im Halbfinale. Daher erhielt der 61Jährige den Ruf, wichtige Spiele nicht gewinnen zu können. Kritik, die seine Spieler anspornt. „Es macht uns krank, was man über ihn sagt“, ärgert sich ChiefsTight-End Travis Kelce. Reid selbst versprach nach dem Superbowl-Einzug: „Wir sind noch nicht fertig.“
Größte Führung verspielt
Auch Gegenüber Kyle Shanahan will Frieden mit seinen bösen Geistern schließen. Mit ihm als Offensive Coordinator sahen die Atlanta Falcons im Superbowl 2017 schon wie die sicheren Sieger aus. 28:3 führten sie gegen New England, am Ende setzte es eine 28:34-Niederlage nach Verlängerung. Die höchste Führung, die je im Endspiel verspielt wurde.
Auch Shanahan war damals aufgrund seiner teils unverständlichen SpielzugAuswahl, mit der er den Sieg mit herschenkte, im Zentrum der Kritik. „Nach dem Spielende war ich kopflos und in Panik“, erinnert sich der 40-Jährige, dessen Vater Mike als Trainer mit Denver zwei Titel holte. „Aber ich bin noch immer am Leben, und am Tag danach ging es mir schon besser.“Bereits da verpflichteten ihn die 49ers. Das könnte sich nun als Goldgriff erweisen.