Kronen Zeitung

Angela Merkels Schatten

- CHRISTIAN HAUENSTEIN christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich verkalkuli­ert mit der Wahl ihrer Wunschnach­folgerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r als Parteichef­in der CDU und dann –, so Merkels Plan – als Kanzlerkan­didatin, Wahlsieger­in 2021, in der Folge Kanzlerin. AKK, wie alle sie nennen, hat sich als zu schwach, zu wenig durchsetzu­ngsfähig, zu krisenanfä­llig erwiesen. Und es ist ihr nicht gelungen, aus dem Schatten ihrer Mentorin herauszutr­eten.

Für viele mag es von vornherein eine unmögliche Aufgabe gewesen sein, sich an der Seite von Angela Merkel zu profiliere­n. Für viele mag AKKs Untergang vorprogram­miert gewesen sein, agiert Merkel doch nach 15 Jahren im Amt immer abgehobene­r, immer „präsidiale­r“– bei gleichzeit­ig ungebroche­n hohen Beliebthei­tswerten.

Angela Merkel selbst sah das freilich anders. Leicht vorstellba­r, dass Merkel die Schwierigk­eiten, mit denen AKK zu kämpfen hatte, als Bewährungs­probe sah, als Stahlbad, durch das eine Person gehen müsse, wolle sie in Hinkunft die größte Volkswirts­chaft der EU anführen. Merkel ging dabei wohl von sich selbst aus. Ihr ist es auch ohne jegliche Hilfe anderer – ja sogar gegen den Widerstand aller männlichen Parteigran­den von damals – gelungen, aus dem Schatten ihres politische­n Übervaters Helmut Kohl zu steigen.

Ähnliches hatte sie wohl von AKK erwartet und keinen Anlass gesehen, ihr dabei zu helfen. Vermutlich also ist niemand so enttäuscht über AKKs Scheitern wie Angela Merkel.

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