Angela Merkels Schatten
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich verkalkuliert mit der Wahl ihrer Wunschnachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer als Parteichefin der CDU und dann –, so Merkels Plan – als Kanzlerkandidatin, Wahlsiegerin 2021, in der Folge Kanzlerin. AKK, wie alle sie nennen, hat sich als zu schwach, zu wenig durchsetzungsfähig, zu krisenanfällig erwiesen. Und es ist ihr nicht gelungen, aus dem Schatten ihrer Mentorin herauszutreten.
Für viele mag es von vornherein eine unmögliche Aufgabe gewesen sein, sich an der Seite von Angela Merkel zu profilieren. Für viele mag AKKs Untergang vorprogrammiert gewesen sein, agiert Merkel doch nach 15 Jahren im Amt immer abgehobener, immer „präsidialer“– bei gleichzeitig ungebrochen hohen Beliebtheitswerten.
Angela Merkel selbst sah das freilich anders. Leicht vorstellbar, dass Merkel die Schwierigkeiten, mit denen AKK zu kämpfen hatte, als Bewährungsprobe sah, als Stahlbad, durch das eine Person gehen müsse, wolle sie in Hinkunft die größte Volkswirtschaft der EU anführen. Merkel ging dabei wohl von sich selbst aus. Ihr ist es auch ohne jegliche Hilfe anderer – ja sogar gegen den Widerstand aller männlichen Parteigranden von damals – gelungen, aus dem Schatten ihres politischen Übervaters Helmut Kohl zu steigen.
Ähnliches hatte sie wohl von AKK erwartet und keinen Anlass gesehen, ihr dabei zu helfen. Vermutlich also ist niemand so enttäuscht über AKKs Scheitern wie Angela Merkel.