Am Ende geht es doch ums Geld
An 250 Standorten streiken die Mitarbeiter der Sozialbranche. Die Gewerkschaft pocht auf kürzere Arbeitszeiten, die Streikenden äußern den Wunsch nach mehr Lohn.
Triller, Sprechchöre und laute Partymusik dröhnen über den ehrwürdigen Stubenring vor dem Sozialministerium in Wien. Rund 1000 Mitarbeiter von 13 Betrieben haben sich eingefunden. „Insgesamt haben 250 Betriebe Streiks gemeldet“, sagt Daniel Gürtler, Sprecher der Gewerkschaft. Einzig in Vorarlberg – dort gibt es einen eigenen Kollektivvertrag – und Kärnten bleibt die Sozialwirtschaft streikfrei.
Das Ziel der Gewerkschaft: Mit den Protesten den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Denn schon am kommenden Montag steht die sechste Verhandlungsrunde an – und wieder geht es um die einzige Forderung: die 35-Stunden-Woche im Kollektivvertrag zu verankern. „Wir sind zuversichtlich, dass nach unseren Aktionen Gesprächsbereitschaft der Arbeitgeber herrscht“, sagt Chef-Verhandlerin Eva Scherz.
Wer einmal einen Angehörigen gepflegt hat, versteht ihre Argumentation: In der Sozialbranche ist psychische Belastung an der Tagesordnung, nach der Arbeit abzuschalten fällt schwer. „Jede freie Stunde hilft“, sagen die Streikenden vor dem Ministerium. Allerdings: Tatsächlich arbeitet nur ein Drittel der Mitarbeiter Vollzeit. Für die anderen zwei Drittel geht es bei einer Arbeitszeitverkürzung um mehr Lohn – 8,7% im Schnitt.
Genau das ist das Problem der Arbeitgeber: Sie sind finanziell auf ihre Klienten und die öffentliche Hand angewiesen. Steigende Ausgaben können sie ausgleichen, indem sie höhere Beiträge einheben – von Pensionisten, Pflegebedürftigen, Menschen mit Behinderung und Jugendlichen bzw. ihren Familien. Oder aber sie fordern höhere Tagsätze von den Ländern. Für 2020 sind diese aber bereits fixiert. „Im Mai tagt zum ersten Mal die Taskforce Pflege“, sagt dazu Sozialminister Rudolf Anschober. Sie soll mit Betrieben, Bund, Ländern und Gemeinden einen Plan zur Finanzierung der Pflege erarbeiten. Die aktuelle Pattsituation zwischen den Sozialbetrieben und ihren Mitarbeitern löst das nicht. „Da wird man einen Kompromiss finden“, sagt Anschober.