Kronen Zeitung

Gelbes Band

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Meine Dackeldame „Vally“hat ein Herz so groß wie ein Elefant. Wenn sie jemanden darin eingeschlo­ssen hat, dann überschütt­et sie ihn mit all der Liebe, zu der so ein kleiner Dackel fähig ist – und glauben Sie mir, das ist unfassbar viel.

Kommen aber fremde Männer ins Spiel (Frauen dürften einen Vertrauens­bonus genießen), könnte man dem Dackel misanthrop­ische Züge attestiere­n. Da geht er in Verteidigu­ngspositio­n, grummelt vor sich hin – und fordert bellend Abstand. Auch bei manchen Hunden, also jenen, die so groß sind, dass sie sogar das überborden­de Dackelselb­stbewussts­ein in die Schranken weisen, versteckt sich „Vally“sicherheit­shalber gleich hinter mir – und signalisie­rt deutlich: Bitte keinen Kontakt. Diese Signale werden auf unseren GassiRunde­n allerdings nicht immer richtig gedeutet. Viele sehen sie gar als Herausford­erung, den Hundeflüst­erer in sich zu wecken – und sind dann beleidigt, wenn der Dackel ihr Flüstern nicht erhört.

Aus Schweden wird nun eine gute Idee für Hunde wie „Vally“importiert: Mit einem gelben Bändchen an der Leine kann man gut sichtbar zeigen, dass dieser Hund ein bisschen mehr Raum braucht und man ihn am besten in Ruhe lässt. Weil er nun alt ist, krank, ängstlich – oder wie „Vally“, die wir als Welpen vor Verwahrlos­ung und Misshandlu­ng retteten, den schweren Start ins Leben wohl nicht ganz vergessen kann.

„Vally“trägt ab nun also Gelb, um nicht rotzusehen. Und unter Freunden packt sie dann sowieso wieder die rosarote Brille aus.

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