Mount Everest der Liedkunst
Philippe Jaroussky gilt als einer der faszinierendsten Countertenöre, der die schwierigsten Kastratenarien bravourös vom Stapel lässt. Nun wagte er sich im Konzerthaus an romantische Liedkunst – an Franz Schubert.
Für Jaroussky, der heute seinen 42. Geburtstag feiert, ist es eine Herausforderung, seine bravouröse Stimmartistik auch in anderen Bereichen als dem Barock einzusetzen. Etwa in der Moderne, im klassischen Lied. Oder nun als Interpret Schuberts. Großartig, delikat, wie sicher er auch da seinen höchst beweglichen, immer schön klingenden Countertenor einsetzt. Das Publikum jubelte begeistert.
Schubert nennt er „einen Mount Everest des Gesangs“, den er aber immer wieder schafft. Heiter-gelöste
Lieder – „An Sylvia“oder „Der Musensohn“etwa – werden zu temperamentvollquirligen, fein pointierten Miniaturen. Berückend schön das Ave Maria – als Zugabe – im feinsten Piano. Von erlesenem Geschmack sein „An die Musik“, die Huldigung an die „holde Kunst“in „Du bist die Ruh“oder das fast mystische Lied vom Abschied, „Nachtstück“. Eine Stimme mit magischer Wirkung.
Nur Heroisches nach Schiller wie „Die Götter Griechenlands“oder „Gruppe aus dem Tartarus“sollte er meiden. Für ihn zu dramatisch, zu heftig. Mag der feinsinnige Jérôme Ducros, ein nobler Begleiter, die Atmosphäre noch so aufheizen, Jarousskys Interpretation bleibt da ohne Kraft und Impetus.