Zwei „Kiebitze“im Gerichtssaal
Ein Ehrenbeleidigungsprozess war zu Ende gegangen. Die Beteiligten hatten den Saal bereits verlassen. Nur zwei „Kiebitze“, Stammgäste im Bezirksgericht, saßen noch auf der Zuhörerbank.
„Na siegst!“, sagte der eine. „Jetzt hast wieder verlurn. Du verlierst heut scho des dritte Mal! I hab gwusst, de Frau scheibt obe in dera Verhandlung. Des hab i scho am Gang gsehn, dass des a Bissgurn is. Gemma ins Buffet, du zahlst a Flaschl Bier. Aber net, dass d wegn mir zu aner Rauschkugel wirst.“
„I zahl dermal nix“, erwiderte der andere. „I hab de Wett net verlurn. Es hat ghaßn, i muass zahln, wann de Frau verurteilt wird. De is ja net verurteilt wurdn. De hat se ja entschuldigt. Für a Entschuldigung zahl i nix.“
„Mach kane Manderln“, sagte der Zweite. „Den Moment, wo se a Beschuldigte entschuldign muass, hats in Prozess verlurn! Des müasserst scho wissn, bei deiner fuffzehnjährigen Kiebitzpraxis. Gemma, gemma, zahl den Humpn! I zahl ja aa, wann i verlier.“
„Du zahlst!“, rief der andere. „Du bist ma no von gestern a Wurschtsemmel auf an Freispruch schuldich! Mit dir wettn is a Verlustgschäft. Vuriche Wochn, bei dem Rosnkriag, hast mi auffeliziert auf zwanzg Euro, derweil hast scho genau gwusst, wia de Verhandlung ausgehn wird. Und warum? Weilst hinter mein Ruckn mit an Anwalt gredt hast.“
„Ma wird se do no an klan Tipp holn dürfn. Des is ja net verboten!“, erwiderte der
Zweite. Des macht ma ja am Rennplatz bei de Pferd aa. Du brauchst di in dera Beziehung gar net aufregn! Weil du hast scho amal an Zeugen de Vurladung weggnumma und hast eahm wieder hamgschickt, nur damit de Verhandlung vertagt wird und du dei Wett gengan altn Klemaschek gwinnst.
Du glaubst anscheinend, weil der Klemaschek jetzt größenwahn-deppert wurdn is und nur mehr im Landesgericht kiebitz, kannst jetzt mi ausnehma! Da irrst di! Zahlst jetzt des Bier oder net!“
Die Debatte wurde durch einen Justizangestellten beendet: Die beiden wurden schließlich aus dem Gerichtsgebäude gewiesen, sie haben bis auf weiteres Hausverbot.