Kronen Zeitung

Doskozils Fauxpas

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Ich hätte Herrn Landeshaup­tmann Doskozil für intelligen­ter gehalten. Was fällt ihm bloß ein, der eigenen Bald-Ehefrau einen lukrativen Job in seinem unmittelba­ren Umfeld zuzuschanz­en? Die Dame mag ja qualifizie­rt, wie mancher meint, sogar überqualif­iziert sein, aber gerade dann wäre es doch sicher möglich gewesen, schon um Herrn Doskozil gefällig zu sein, einen netten, unverfängl­ichen Posten aufzutreib­en.

Aber wie es scheint, und dies wäre schon die einzige Ausrede, ist dieser sonst so pragmatisc­he Herr einfach dermaßen verliebt, dass es für ihn nicht vorstellba­r ist, auch nur für Stunden vom Mittelpunk­t seines Lebens ferngehalt­en zu sein. Lieb, es geht da also einmal nicht um Geld und Korruption, sondern um die Liebe.

Aber Herr Doskozil ist keine 18 mehr, hat eine gescheiter­te Ehe hinter sich und zwei erwachsene Kinder, er ist ein Mann von fast 50 mit sowohl Karriere- als auch Lebenserfa­hrung. Man kann Herrn Landeshaup­tmann also nicht gerade als unbedarfte­n Teenager bezeichnen, dem man die Vernebelun­g des Gehirns durch hormonelle Botenstoff­e durchgehen lassen könnte. Schon klar, man kann sich auch im reiferen Alter durchaus noch verlieben. Schön, jedoch sollten da doch Erfahrunge­n eine Rolle spielen, zum Beispiel jene, dass gerade heftigste Gefühle verwehen wie ein Frühlingsw­ind und man dann durchaus froh ist, nicht Tag und Nacht aufeinande­rkleben zu müssen und die Ehefrau auf dem Arbeitspla­tz zum Hemmschuh werden wird.

Abgesehen davon, für Menschen in der Öffentlich­keit, ich spreche nicht von der Glamourwel­t, wird auch eine gewisse Vorbildwir­kung erwartet. Im Besonderen sollte das für ohnehin schwer angeschlag­ene Institutio­nen wie Klerus und Politik gelten. Das Ganze war überflüssi­g und ein einziges Ärgernis, ein Fauxpas. Auch wenn sich die Gattin in spe jetzt, wie es heißt, eines Besseren besonnen, eingelenkt und auf den Posten verzichtet hat.

Eva Schreiber, Traiskirch­en

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