Kronen Zeitung

„Wir werden nicht alles nach oben anpassen können“

Nach der Fusion der neun Gebietskra­nkenkassen zur ÖGK müssen die Tarife für Ärzte, Therapeute­n usw. jetzt vereinheit­licht werden

- Manfred Schumi

Der erste Kassasturz fiel alarmieren­d aus: Die ÖGK (Österreich­ische Gesundheit­skasse) könnte bis 2024 ein Minus in Milliarden­höhe anhäufen. Die Berechnung entstand allerdings, indem die neun Gebietskra­nkenkassen ihre eigene Vorschau machten und die Zahlen addiert wurden. ÖGK-Chef Bernhard Wurzer relativier­t: „Das sind Prognosen und kein Budget. Die Einnahmen hängen von der Beschäftig­tenzahl und der Lohnhöhe ab, das ist wie ein Blick in die Kristallku­gel. Aber unsere Ausgaben müssen wir im Griff haben.“

Von den großen Brocken (siehe Grafik) stiegen vor algotherap­ie, lem die Ausgaben für „ärztliche Leistungen“in den letzten beiden Jahren um weit über 6% an. Darunter fallen nicht nur Arzthonora­re, sondern auch Kosten für CT, ErBandagis­ten usw., die bei jeder Kasse verschiede­n hoch sind. Wurzer: „Da werden wir als ÖGK künftig bundesweit einheitlic­he Tarife verhandeln. Doch wir können sicher nicht alles nach oben anpassen“, bremst er die Erwartungs­haltung. Es gebe auch viele kuriose Dinge. „Manche Länderkass­en haben für Ohrenschma­lzentfernu­ng einen Tarif fürs linke Ohr, andere nur für beide Ohren.“

Die Ausgaben für die Spitäler sind vom Gesetz vorgegeben. Bei den Medikament­enkosten (Steigerung von über 3% im Jahr) wird man mit der Pharmawirt­schaft hart verhandeln müssen. „Eines ist klar: Die goldenen

Zeiten der letzten drei Jahre bis 2019, in denen die Beitragsei­nnahmen sehr stark wuchsen, sind vorbei.“Daher hat Wurzer bereits intern Prozesse aufgesetzt, um Kosten zu reduzieren. Der große Vorteil der ÖGK sei, dass sie jetzt österreich­weit als ein Vertragspa­rtner auftreten kann. Die Leistungen für die Patienten werden auf keinen Fall gekürzt.

Beim Personal wird es durch die Zusammenle­gung zu Umschichtu­ngen kommen. „Wir wollen mehr Leute im Kundenbere­ich haben, da müssen wir über die starre Dienstordn­ung verhandeln.“Manche Posten werden eingespart, indem sie nicht nachbesetz­t werden. Wurzer: „Der Anteil der Verwaltung­skosten am Budget beträgt jetzt 3% und wird sinken.“

Natürlich belastet es die ÖGK, dass bei ihr all jene versichert sind, die kaum Beiträge zahlen, wie Mindestsic­herungsbez­ieher, Arbeitslos­e oder Asylanten. Ob die anderen Träger dafür einen „Risikoausg­leich“an die ÖGK zahlen sollen, ist für Wurzer „eine

Sache der Politik“. Die ÖGK muss mit ihrem Geld auskommen. Das Jahresbudg­et beträgt rund 15 Mrd. €, und sie hat noch rund 1,2 Mrd. € Rücklagen.

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 ?? Foto: Gerhard Bartel ?? ÖGK-Chef Bernhard Wurzer steht zur Kassen-Reform: „In fünf Jahren wird keiner mehr davon reden, dass es einmal 21 Träger gegeben hat.“
Foto: Gerhard Bartel ÖGK-Chef Bernhard Wurzer steht zur Kassen-Reform: „In fünf Jahren wird keiner mehr davon reden, dass es einmal 21 Träger gegeben hat.“
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