In dienstlicher Mission
Esgeschah in einem Single-Café mit Tischpost. Zwei Herren waren zufällig an einem Tisch nebeneinander zu sitzen gekommen. Der eine, mit randloser Brille und dunklem Anzug, betrachtete das Treiben in dem Lokal mit blasierter Verachtung. Der Zweite, im Steireranzug, mit Glatze und Doppelkinn, lehnte breit auf dem Tisch und war eben mit dem Schreiben einer Karte beschäftigt.
„Tschuldigen Se“, wandte sich der Mann im Steireranzug an den besseren Herrn. „Schreibt ma Wöltlina mit F?“
„Mit Vau“, antwortete der andere kurz.
„Medan Voglvau?“
„Ja, natürlich. Mit welchem sonst?“
„Dange. I wüll nämlich de Dame beim Ofn auf a Flascherl Wöltlina einladn. Des i der büllichste.“
„Ich finde das sehr direkt“, meinte der Herr mit Brille.
„Manen Se? Was schreibt man in so an Fall?“
„Fragen Sie doch an, ob die
Dame überhaupt allein ist.“
„Des siech i ja.“„Fragen Sie an, ob Ihre Gesellschaft überhaupt erwünscht ist.“
„Des siech i aa. Sie speanzlt ja ume.“
„Sind Sie sicher, dass dieses ,Speanzln‘ Ihnen gilt?“
„Na, Ihna vielleicht? Da müssts ja scheangeln.“
„Ach, lassen Sie mich in Ruhe!“
„Was beißn S mi denn so an? Sie Griesgram. Gengang S ham, wann S schlecht aufglegt san. Hier herrscht Fröhlichkeit.“
„Ich habe Sie nicht an meinen Tisch gebeten.“
„Von Ihna werd i mi bittn lassn! I hab mi hergsetzt, weil ma von da de anwesenden
Damen am besten siecht, und wann S mi lang anstänkern, meld is in Ober. Der schaut Ihna eh schief an. Wäul S nur a Sodawasser trinkn.“
„Ich brauche eben keinen
Veltliner.“– „Na bitte! Mit dem bledn Umadumredn hat ma jetzt aner de Dame weggschnappt. I könnt Ihna derwirgn, Se Sauerampfer!“
Zum Bezirksrichter sagte der Beschuldigte: „Wann i gwusst hätt, dass der Herr von der Steuer is, sozusagen a Finanzkieberer, hätt i mi mit eahm auf ka Debatte einlassn. Den habn natürlich de Damen net interessiert, sondern nur der Geschäftsablauf. Mir hätt eigentlich auffalln müassn, dass er immer nur auf de Registerkassa gschaut hat!“
Der Beschuldigte, ein 49 Jahre alte Holzhändler, hatte dem Finanzbeamten im Streit zugerufen: „A Wort no, und i druck Ihna da durchn Ventilator wia durch a Faschiermaschin! So schnell können S gar net schaun.“
Für diese Äußerung wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt.