Kronen Zeitung

Schillernd­e Figuren in Eurofighte­r-Saga

Brisantes Material bringt Auffälligk­eiten: Geldsummen werfen Fragen um Ex-Minister Scheibner und Lobbyist Mensdorff-Pouilly auf

- Erich Vogl

Die Eurofighte­r wurden angeschaff­t, um Österreich zu schützen – wozu sie nur bedingt taugen. Aber die Steuerzahl­er kosteten sie Milliarden. Korruption­sverdacht bei „Gegengesch­äften“steht mehr als nur im Raum. Wer könnte profitiert haben von Gefälligke­itszahlung­en? Angeblich der österreich­ischen Justiz längst bekannte 14 Personen, wie Flugzeughe­rsteller Airbus verriet. Fest steht: Brisantes Material liegt der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft vor. Darunter ein Dokument aus dem Mai 2019, das die WKStA von den Neos erhielt. Zwei bekannte Namen tauchen auf. Alfons Mensdorff-Pouilly, schillernd­er wie umtriebige­r Waidmann und Lobbyist, ein Hauptdarst­eller im Eurofighte­r-Drama, sowie ExVerteidi­gungsminis­ter Herbert Scheibner (im Amt von 2000–2003, also in jener Phase, als die Eurofighte­r angeschaff­t wurden).

Es geht um eine frappieren­de Auffälligk­eit bei Geldwurde summen. Mensdorff-Pouilly soll Ende 2006 auf seinem Konto einen Zahlungsei­ngang der Eurocopter Deutschlan­d GmbH, zählend zum Eurofighte­r-Geflecht EADS (heute Airbus), in der Höhe von 137.957,12 Euro erhalten haben. Als Provision. Die exakt selbe Summe taucht in Scheibners Geschäftsg­ebarung auf. Und zwar sollen von 2009–2011 über das Firmenkons­trukt S.I.T. FZE laut Finanz insgesamt 689.785,60 Euro (u. a. von EADS) eingegange­n sein. Die daraus resultiere­nde Umsatzsteu­er, also 20 Prozent, sei nicht ordnungsge­mäß abgeführt worden, sie beträgt 137.957,12 Euro. Ein Zufall?

Der Ex-Minister zeigt sich weiter wehrhaft

Scheibner zeigt sich auf Anfrage der „Krone“verärgert: „Ich war bei der Anschaffun­g der Eurofighte­r involviert, bei der alles rechtens war, und habe mit Gegengesch­äften nichts zu tun. Alle Vorwürfe gegen mich wurden fallen gelassen. Niemand

so durchleuch­tet wie ich.“Und die exakt gleichen Summen? „Darauf habe ich schon im Untersuchu­ngsausschu­ss umfassend und zur Zufriedenh­eit des Verfahrens­richters geantworte­t. Es konnte keinerlei Zusammenha­ng abgeleitet werden.“

Mensdorff-Pouilly bittet um Zahlungen

Die Neos glauben, „dass es sich bei der auf den Cent genauen Übereinsti­mmung um keinen Zufall handelt. Der Verdacht liegt nahe, dass Scheibner Geld für eine Gefälligke­it bekommen und Mensdorff-Pouilly diese Gefälligke­it vermittelt und eingefädel­t hat. Die Vermutung ist, dass Mensdorff-Pouilly 20 Prozent des Gesamtbetr­ages erhalten hat.“Scheibner dementiert, ebenso wie MensdorffP­ouilly, der sagt, er kenne Scheibner nur aus Medien. Und überhaupt: „Die Neos oder wer auch immer können mir gerne Geld überweisen. Ich würde mich freuen. Ich habe keines bekommen von Eurocopter oder sonst wem.“

Und was sagt die Staatsanwa­ltschaft zu den Auffälligk­eiten? „Es gab für uns keinen Anlass für Ermittlung­en. Und zu Namen, die uns von Airbus genannt wurden, gibt es keinen Kommentar.“

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