Libyen und die Moslembrüder
Seit rund neun Jahren tobt er jetzt, der Krieg um Libyen. Rund 217.000 sind laut UNO Vertriebene im eigenen Land, mehr als 1,3 Millionen Menschen sind in dem aufgrund der Erdölvorkommen eigentlich reichen Land auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Wie immer geht es auch in diesem Krieg um Macht und Geld. Aber in der Schlacht um Libyen gibt es zudem eine innerislamische Auseinandersetzung.
Auf der einen Seite steht die international anerkannte Regierung um Premierminister Sarraj, der im Wesentlichen nur die Hauptstadt und über verbündete Milizen einige Gebiete im Westen von Tripolis beherrscht. Auf der anderen Seite stehen der Kriegsherr Haftar und die Mitglieder des libyschen Parlamentes, die sich zu Haftar bekennen. Der Feldmarschall aus dem östlichen Bengasi hat sich rund 80% des Landes untertan gemacht und belagert Tripolis.
Neben Russland stehen vor allem Ägypten, SaudiArabien und die Arabischen Emirate hinter Haftar, die Türkei hinter Sarraj. Hintergrund: Erdoğan und Sarraj haben Verbindungen zur Moslembruderschaft, einer konservativen transnationalen islamischen Bewegung, die nach dem Arabischen Frühling in Ägypten an der Macht war.
Dort wurde sie vom Militär gestürzt und gilt als Terrorgruppe. Auch die Saudis und die Emiratis betrachten sie als existenzielle Gefahr, sehen die Moslembrüder als Bedrohung der regionalen Stabilität. Der Krieg ist ein Stellvertreterkrieg.
Ende nicht in Sicht.