Kronen Zeitung

Libyen und die Moslembrüd­er

- CHRISTIAN HAUENSTEIN christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Seit rund neun Jahren tobt er jetzt, der Krieg um Libyen. Rund 217.000 sind laut UNO Vertrieben­e im eigenen Land, mehr als 1,3 Millionen Menschen sind in dem aufgrund der Erdölvorko­mmen eigentlich reichen Land auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Wie immer geht es auch in diesem Krieg um Macht und Geld. Aber in der Schlacht um Libyen gibt es zudem eine innerislam­ische Auseinande­rsetzung.

Auf der einen Seite steht die internatio­nal anerkannte Regierung um Premiermin­ister Sarraj, der im Wesentlich­en nur die Hauptstadt und über verbündete Milizen einige Gebiete im Westen von Tripolis beherrscht. Auf der anderen Seite stehen der Kriegsherr Haftar und die Mitglieder des libyschen Parlamente­s, die sich zu Haftar bekennen. Der Feldmarsch­all aus dem östlichen Bengasi hat sich rund 80% des Landes untertan gemacht und belagert Tripolis.

Neben Russland stehen vor allem Ägypten, SaudiArabi­en und die Arabischen Emirate hinter Haftar, die Türkei hinter Sarraj. Hintergrun­d: Erdoğan und Sarraj haben Verbindung­en zur Moslembrud­erschaft, einer konservati­ven transnatio­nalen islamische­n Bewegung, die nach dem Arabischen Frühling in Ägypten an der Macht war.

Dort wurde sie vom Militär gestürzt und gilt als Terrorgrup­pe. Auch die Saudis und die Emiratis betrachten sie als existenzie­lle Gefahr, sehen die Moslembrüd­er als Bedrohung der regionalen Stabilität. Der Krieg ist ein Stellvertr­eterkrieg.

Ende nicht in Sicht.

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