Kronen Zeitung

„Luca wird sicher zu nichts gezwungen“

Ein neunjährig­er Kärntner verzaubert die Skination mit seinen „Hirscher“-Schwüngen Doch Familie Stocker erntet auch Kritik

- ANJA RICHTER

Ski-Österreich ist in der Krise. Erstmals seit einem ViertelJah­rhundert droht der Alpennatio­n die totale Kristall-Pleite.

Die Sehnsucht nach rotweiß-roten Erfolgen auf zwei Brettln ist derart groß, dass sie sich in einem Sturm der Begeisteru­ng über den kleinen Luca Stocker entlädt, der diese Woche seinen neunten Geburtstag feierte. Der Drittkläss­ler aus Maria Rain in Kärnten erinnert mit seinem Carvingsti­l an den großen Marcel Hirscher.

Über eine Million Aufrufe hat ein Video, dass Luca als Sechsjähri­gen bei seinen Schwüngen zeigt. Zu seinen Fans auf Instagram zählen Skistars wie Nicole Schmidhofe­r oder Lindsey Vonn. Letztes Wochenende gewann der „Lausbub“, wie ihn seine Eltern nennen, bei der Kids Trophy in Zauchensee, einem der größten

Nachwuchsr­ennen der Welt, gleich zweimal gegen teils zwölfjähri­ge Konkurrent­en.

Papa Roland, ein EDV-, Deutsch-, und Mathematik­lehrer, ist das Mastermind hinter den Erfolgen seines Sohnes. Verbringt etliche Stunden mit den Kindern Luca und Laura (10) auf der Piste und im Wachslkell­er.

Verlockend ein Vergleich mit Hirscher, der auch bei seinem Papa in die „Skilehre“ging. Und doch ist die Geschichte von Luca eine völlig andere. Denn Ferdinand Hirscher, der Vater unseres achtfachen Gesamtwelt­cupsiegers, hielt seinen Sohn, so lange es ging, von der Öffentlich­keit fern. Konzentrie­rte sich bei Klein Marcel vorrangig auf das „Schule“-Fahren, sprich die Technik, und erst viel später auf Stangen und Tore.

Familie Stocker indes scheut die Medien nicht. ServusTV, ORF, Ö3 – viele hatten sie schon zu Gast. Doch sie ernten für die Auftritte nicht nur Applaus, sondern auch Kritik. Und wehren sich: „Wir vermarkten unseren Buben nicht. Es ist schlichtwe­g seine besondere Fahrweise, die derart viel Aufmerksam­keit erzielt. Die ganze Geschichte ist ein Selbstläuf­er“, meint Roland Stocker. Manch böser Kom

mentar im Netz lässt ihn nicht kalt: „Dass wir Luca die Kindheit rauben. ist doch Unsinn. Skifahren ist sein Leben, er liebt den Schnee, die Fliehkraft und die Sprünge“, so der Vater, „auch zwingen wir ihn zu nichts. Ein Kind, das gezwungen wird, würde doch niemals so gut Ski fahren!“

Skifirma als Partner

Und tatsächlic­h ist Luca nicht zu bremsen. Was auch der Skiindustr­ie nicht entgangen ist. Christian Höflehner hat als Erster das Potenzial des Skiflohs erkannt. Seither unterstütz­t Atomic, langjährig­er Hirscher-Partner, Luca – stellt ihm Ski, Schuhe und einen Rennanzug zur Verfügung. Das Unternehme­n legt aber Wert darauf zu betonen, dass es keinen Vertrag mit den Stockers gibt: „Wir wollen das Talent fördern, aber auch alles dafür tun, dass das Kind Kind bleibt“, heißt es.

Denn eines ist allen klar: Zwischen einem Neunjährig­en, der schnell Ski fährt, und einem erwachsene­n Topathlete­n liegen Welten. Und in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren kann sich das Blatt noch oftmals wenden.

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Familie Stocker aus Maria Rain in Kärnten: Papa Roland, der auch als Trainer agiert, Mama Christine und ihre beiden skisportbe­geisterten Kinder Laura (10) und Luca (9).
Mit seiner besonderen Carving-Technik sorgt der neunjährig­e Luca Stocker für einen Sturm der Begeisteru­ng. Sein Vorbild: Marcel Hirscher. Familie Stocker aus Maria Rain in Kärnten: Papa Roland, der auch als Trainer agiert, Mama Christine und ihre beiden skisportbe­geisterten Kinder Laura (10) und Luca (9).
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„Lausbub“Luca Stocker verbringt seine Freizeit auf Schnee
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