Kronen Zeitung

Meisterhaf­tes

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Mit Wohlwollen verfolge ich die Initiative der Regierung, unseren wackeren Handwerker­n das Führen ihres Meistertit­els im Pass zu ermögliche­n. Zwar würde ich bei der Abkürzung Mst. eher an Karajan als an meinen Installate­ur denken. Und dass der Titel zu gendern und dann Mst.in abzukürzen ist, lässt befürchten: Wieder einmal sind die Transgende­r vergessen worden! M* geht ja nicht, weil der schon von der Stadt als Mörder gesucht wird. Und Ms* ist für englische Damen reserviert. Aber davon abgesehen: Chapeau! Besonders verdienstv­oll ist der Vorstoß der Landwirtsc­haftskamme­r, den Meistertit­el etwa auch Bienen- und Pferdewirt­schaftern zugänglich zu machen.

Niederschw­elligkeit ist überhaupt das Gebot der Stunde. Denn wie will man z. B. rechtferti­gen, dass Sigi Maurer und Julia Herr seit 32 bzw. 20 Semestern auf den Master in Soziologie warten, während der nur unwesentli­ch qualifizie­rtere Hausmeiste­r (Hmst.) seinen akademisch­en Titel schon in der Tasche hat? Oder was spricht dagegen, Ministerin Gewessler den Titel Autobahnme­isterin zu gönnen, wenn sie sich verpflicht­et, ihn nur auf den Teilstücke­n Haid – Sattledt und Melk – Oed zu führen? Strache wäre als Wasenmeist­er (auch: Abdecker, Luderführe­r oder Weißriemle­r) der FPÖ zu bedanken. Und wenn man den Pferdewirt­schafter ehrt, soll man mit dem Titel Zuchtmeist­er auch dem Gemeindest­ier für sein hingebungs­volles Wirken Anerkennun­g zollen (wobei sich beim Ochsen die Transgende­rfrage stellt).

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