Kronen Zeitung

In der Hölle von Wuhan

In der „Krone“erzählt nun ein junger Chinese über sein Leben in der Geistersta­dt. „Das Coronaviru­s breitet sich laufend weiter aus“, sagt er, und: „Die wahre Zahl der Toten wird verschwieg­en.“

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Er ist 24 Jahre alt. Er studiert Wirtschaft. Er lebt in Wuhan. Er hat der „Krone“über einen – in China verbotenen – Messenger-Dienst ein Interview gegeben.

Unter der Bedingung, dass in unserem Bericht sein Name nicht genannt wird.

„Das Corona-Drama wird verniedlic­ht“

„Würde das geschehen, könnte ich Probleme bekommen“, mit den Behörden, „denn unsere Regierung versucht, das CoronaDram­a zu verniedlic­hen, aus ökonomisch­en Gründen.“

Und „Verräter“, behauptet der junge Mann auch, hätten mit Sanktionen zu rechnen, „im schlimmste­n

Fall sogar mit einer Gefängniss­trafe.“Trotzdem, er will mutig sein; er postet – wie viele seiner Freunde – auf Internet-Plattforme­n Texte, mit Fotos und Videos aus Wuhan: „Weil überall auf der Welt bekannt werden soll, wie die Situation hier tatsächlic­h ist.“

Die Bilder, die Filme – sie zeigen grauenhaft­e Szenen: Menschen, die durch das Virus Angehörige verloren haben und bitterlich weinen. Menschen, die aus Fenstern

Die sonst überfüllte­n U-Bahnen sind nun menschenle­er und von Balkonen um Hilfe rufen: „Ich bin krank, ich brauche einen Arzt!“Menschen, die – in Decken gehüllt – auf Gehsteigen liegen und darauf warten, von einem Rettungste­am entdeckt zu werden.

Was erzählt der Student über sein Dasein?

„Meine Eltern haben seit Wochen unsere Wohnung nicht verlassen, bloß ich gehe manchmal nach draußen.“Um Lebensmitt­el einzukaufe­n, für seine Familie und für mehrere Nachbarn, „denen ich dann die Säcke vor die Türen stelle.“

„Vorsichtsm­aßnahmen kamen viel zu spät“

Der 24-Jährige folgt damit den Anweisunge­n des Staats: Nur die Jungen dürfen überlebens­notwendige Wege erledigen, der Großteil der Bevölkerun­g befindet sich unter Hausarrest. „In dieser Geistersta­dt, in der kaum noch Lokale oder Shops geöffnet sind.“

„Aber die Vorsichtsm­aßnahmen wurden viel zu spät ausgerufen.“Die Krankheit breite sich zunehmend aus, „die wahre Zahl der Toten wird verschwieg­en“, die medizinisc­he Versorgung sei längst zusammenge­brochen – wie Ereignisse aus seinem engsten Umfeld deutlich machen.

„Vor zwei Wochen bereits wurde bei meinem Onkel Corona diagnostiz­iert, erst vor wenigen Tagen bekam er ein Bett in einem Spital zugewiesen. Mittlerwei­le gilt auch seine Tochter als infiziert. Sie wird jetzt von meiner Tante daheim gepflegt. Also ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie erkrankt.“

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