Tiefe Blicke auf ein bewegtes Leben Unerwartete Änderung des Testaments
Am Samstag war der 40. Todestag von Oskar Kokoschka. Der große Maler hat ein umfassendes Werk hinterlassen. Ein wichtiger Teil davon befindet sich in der Schweiz. Sein Neffe wollte das ändern.
Esist eine bewegende Geschichte, eine zutiefst österreichische. Verbunden mit Krieg, Flucht, Tragik, Verlust und Ruhm. Oskar Kokoschka, weltbekannter Expressionist, geboren 1886, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, später vor den Nazis geflohen, für die er ein „entarteter Künstlern war“, hatte am Samstag seinen 40. Todestag. Sein Werk bleibt für die Ewigkeit. Doch wichtige Teile davon sind in der Schweiz. Dabei gab es einen jahrelangen Kampf darum, diese Teile nach Österreich zu bringen.
Salzburg, 2013, beim Domplatz. Ein Treffen in einem Cafe mit einem älteren Herrn mit langem weißen Haar, gut gekleidet. Sieht aus wie ein Künstler. So wie sein Onkel Oskar einer war. Roman Kokoschka selbst ist Mediziner. Er kommt mit Säcken voller Unterlagen. Briefe seines Onkels, anwaltliche DokuEr kämpft einen verzweifelten Kampf um die Hinterlassenschaft. Es befindet sich in der Schweiz, dort, wo der Maler 1980 in Montreux gestorben ist.
Es geht um mehr als 1000 Werke, sowie um eine Villa am Genfersee, in der der Maler von 1953 bis zu seinem Tod 1980 lebte. Laut Neffe Roman beträgt der Gesamtwert bis zu 80 Millionen Franken. Er sagt, er sei laut einem Testament aus 1995 nach einem Wunsch des Künstlers der Alleinerbe gewesen. Er legt auch schriftliche Belege vor. Nach dem Tod der Witwe Olda sollte er, Roman Kokoschka über den Nachlass, den er an österreichische Museen übergeben wollte, verfügen. Es kam anders. 1998 änderte Olda Kokoschka, nach einem Schlaganfall, das Testament. Zugunsten der 1988 gegründeten „Kokoschka
Stiftung“in der Schweiz. Roman verweist auf ein psychiatrisches Gutachten, das Olda nach deren Schlaganfall erhebliche Schäden attestiere (sie starb 2004). Die Gegenseite widersprach der Ansicht, sie sei beeinträchtigt gewesen. Der Kampf wurde mit ungleichen Waffen geführt, wie Roman Kokoschkas Anwalt Markus Stender sagt. „Er war finan ziell quasi mittellos.“Überdies, so ergaben Recherchen, hat der Neffe diverse Fristen für Einsprüche nicht eingehalten. Als letzten Strohalm habe Roman Kokoschka versucht, einen Mäzen zu finden. Einen, der helfen sollte, den Rechtsstreit im Sinne Kokoschkas zu führen. „Roman hat immer gesagt: Er und sein Onkel wollten unbedingt, dass das Erbe nach Österreich kommen soll“, sagt Markus Stender.
Roman Kokoschka ist vor einigen Jahren verstorben. Er hat keine Kinder. Genauso wie Oskar keine Kinder hatte. In seinem Nachlass hat Roman Kokoschka jedenfalls vermerkt, dass er froh wäre, wenn jemand den Rechtsstreit in seinem Sinne wiederaufnehmen könne.
Übrigens: Im Geburtshaus Oskar Kokoschkas, im niederösterreichischen Pöchlarn, befindet sich das „Kokoschka-Haus“, das jährlich von Mai bis Oktober geöffnet hat. Hier sieht man die Angelegenheit pragmatisch. „Kokoschka hat den Großteil seines Lebens im Ausland verbracht. Wir wollen lediglich in seinem Geburtsort sein kulturelles Erbe bewahren.“