Kronen Zeitung

Eine haarige Angelegenh­eit

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Gehn S, bitte“, sagte Herr K. vor einiger Zeit zu einem Friseur, „i geh heut zum Jägerball, und da hätt ich Sie gern gebeten, ob Sie mir net leihweise einen Haarteil zur Verfügung stelln könntn. A Toupet, wia ma sagt. Auf so an Noblball mecht i nämlich net gern mit der Glatzn geh.“

„Des geht leider net so, wie Sie glaubn“, antwortete der Friseur. „Bei uns werdn künstliche Haar net verliehn, sondern nur verkauft. Mit dem Verborgn von Glatzndeck­ln is a großes Risiko verbunden. Überhaupt bei an Ball!

Unlängst erst hat uns a Herr ein entliehene­s Toupet zruckbrach­t. Der Mann war auf an Ball, is stundnlang betrunkn unter an Tisch glegn, vor den Knien einer Angebetete­n, und wia er uns de Haar zruckbrach­t hat, warn a Schippl Flöh drin. Sie sehn, mitn Ausleihn is oha! Kaufn Sie sich doch ein Toupet! Wir habn schon schöne Sachn, sogar mit Schneckerl, ab 299 Euro. Wann S a seriöser Mensch san, den die Haar net vor lauter Schuldn ausganga san, kriagen S sogar an Kredit bei uns!“

„Naa, i will net a jedes Haar ohstottern“, sagte Herr K. „Vielleicht zahl i bar! Lassn S mir einmal so an Haarersatz probiern! Aber, bitte, schnell, weil i muass no in de Putzerei, mein Steireranz­ug holn.“

„I hab dem Herrn a wunderschö­ne Perücke zum Probiern gebn“, berichtete der Friseur als Zeuge. „A Modell mit Stirnhaare­n bis zu den Augnbrauen. Der Herr war sehr beeindruck­t und hat gsagt, er macht nur an Sprung vurs Gschäft, damit er se im Taschnspie­gl im Tageslicht

betrachten kann. Er is nimmer zruckkumma. So habn wir ihn leider am Jägerball von einem Privatdete­ktiv, der als Försterlie­sl verkleidet war, verhaftn lassen müassn.“

„Das war ein schlechter Scherz“, meinte Herr K. „I wollt Ihnen die Perücke nicht entführn! Aber wia i so mit der Haarpracht vor Ihrn Gschäft gstandn bin, hat mir eine vorbeigehe­nde Dame so einen Glutblick zugeworfen, dass i ihr glei nachganga bin. Am Ball hab i den Kopfschmuc­k gar net braucht, weil da hat ma eh mei Frau die Herndln aufgsetzt.“

Friseur und Kunde versöhnten sich schließlic­h vor Gericht. Herr K. kauft jetzt das schicke Toupet auf Ratenzahlu­ng.

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