Vorzeitiges Aus für Karneval in Venedig
Italien kämpft gegen schlimmsten Sars-CoV-2-Ausbruch in Europa Drei Tote und mehr als 130 Infizierte Karneval in Venedig abgesagt
EIN FRÜHES ENDE fand der Karneval in Venedig. Wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus wurden sämtliche Veranstaltungen abgesagt. In Norditalien wurden mittlerweile ganze Orte abgeriegelt. Damit ist das Virus endgültig in Europa angekommen.
InItalien ist am Sonntag eine dritte Person am Corona-Virus gestorben. Es handelt sich um eine Frau aus Cremona. Fast im Stundentakt werden neue Fälle gemeldet, bis Sonntagabend waren es 132 bestätigte Infektionen. Angesichts der rasanten Entwicklung greift die Angst um sich. Um eine weitere Ausbreitung von Covid-19 im wirtschaftlich wichtigen Norden einzudämmen, hat die Regierung ein Dutzend Orte südöstlich von Mailand mit etwa 50.000 Einwohnern sowie Vo mit 3000 Bewohnern abgeriegelt. „Das Betreten und Verlassen dieser Gebiete ist verboten“, sagte Regierungschef Giuseppe Conte. Es würden Sicherheitskräfte eingesetzt, wenn nötig, auch die Streitkräfte.
Wie großflächig das neuartige Coronavirus schon um sich gegriffen hat, lässt sich derzeit kaum absehen. In der stark betroffenen Stadt Codogno sind die Straßen menschenleer, und wer sich hinauswagt, der trägt einen Mundschutz. Etliche Schulen und Geschäfte sind geschlossen, zig Events abgesagt. Auch der Karneval in Venedig wurde vorzeitig beendet, nachdem zwei Coronavirus-Fälle in der Lagunenstadt bestätigt wurden. Es handelt sich um zwei 88jährige Frauen. Sie liegen auf der Intensivstation.
Bis vergangenen Mittwoch waren landesweit nur drei Infektionen bekannt – und alle drei wurden früh erkannt. Am Donnerstag folgte der Schock: Bei einem schwer erkrankten 38-Jährigen in
Klinik in Codogno wurde das Virus nachgewiesen. Die italienischen Behörden reagierten schnell, stellten zig Menschen unter Quarantäne, veranlassten umfassende Tests auf das Virus bei Krankenhauspersonal, Verwandten, Arbeitskollegen und Freunden des Mannes.
Aber das Virus hatte schon längst Dutzende weitere Menschen erfasst, darunter Ärzte und Krankenschwestern der Klinik. Unterdessen wurde ein weiterer, zunächst deutlich kleinerer Ausbruch in Venetien bekannt. Dort starb in der Gemeinde Vo ein 78-Jähriger wohl an Covid-19, der vom Virus verursachten Lungenkrankheit, wie die Behörden annehmen. Mehr als zehn Menschen in seinem Umkreis sind ebenfalls infiziert. In der Lombardei wurde das Virus bei einer Donnerstag verstorbenen 77-Jährigen nachgewiesen.
Zug wegen Verdacht an Brenner Grenze gestoppt
Bis Sonntag kletterte die Zahl der Infektionen auf über 100. Unterdessen wird fieberhaft nach dem Urder Ausbrüche gesucht: Wo steckten sich die 38 und 78 Jahre alten Männer an, auf die wohl alle Nachweise in Venetien, der Lombardei und dem Pieeiner mont zurückgehen? Noch ist die Quelle unklar. Im Unterschied zum Aufflackern von Sars-CoV-2 in Bayern gibt es noch keinen bekannten Ersterkrankten. Sonntagsprung abend wurde ein aus Italien kommender ÖBB-Zug am Brenner gestoppt, da zwei Personen mit Verdacht auf Corona-Infizierung an Bord waren.