„Leuchtturmprojekt für die Jungen“
Wiener Philharmoniker: Geschäftsführer Bladerer über den Erfolg der Akademie
„Das war ein Aderlass! Mit dem Tod von Claudio Abbado, Lorin Maazel, Georges Prêtre, Nikolaus Harnoncourt, Mariss Jansons haben wir eine Generation führender Dirigenten verloren“: Michael Bladerer, Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, setzt jetzt auf Erneuerung durch die 2018 gegründete Akademie.
„Wir erleben aktuell einen entscheidenden Generationswechsel. D. h. wir müssen uns um Dirigentennachwuchs kümmern – und wenn eine Dirigent ausfällt, probieren wir interessante Junge aus. So haben wir uns für Alain Altimoglu (44) entschieden, der gerade international Karriere macht, für den Tschechen Jakub Hruša, der 2019 bei uns debütierte.“Philippe Jordan bekommt 2020/21 sein erstes Abokonzert, der Komponist Thomas Adès dirigiert 2021/22 ein eigenes Werk, der Senkrechtstarter Lorenzo Viotti wird ab 2022/23 mit den „Wienern“arbeiten.
„Und wir sind dabei, uns international wichtige Dirigenten zu sichern: wie Kirill Petrenko, Daniel Harding, Tugan Sokhiev oder Gustavo Dudamel.“
Zentrales Problem ist fürBladerer der Musikernachwuchs. „Für uns geht es aktuell um die künstlerische Ausbildung junger MusikerInnen in Bereichen wie solistischer Einzelunterricht, Kammermusik, Vorbereitung fürs Probespiel und schließlich Einsatz im Orchester. Das ist die Aufgabe unserer Akademie, bei der Orchestermitglieder die Akademisten bei der Erarbeitung von Solowerken als Pädagogen und Mentoren begleiten und in Kammerkonzerten mit ihnen spielen.“
Wichtig ist, dass die AkademistInnen die auf langer Tradition beruhende spezifische Spielweise der „Wiener“, ihren unverwechselbaren Klang bei Proben und in Meisterklassen kennen und selbst produzieren lernen – Daniel Barenboim wird etwa in New York mit Akademisten das „Forellenquintett“präsentieren. Die „Wiener“haben prominente Dirigenten, die mit den Akademisten arbeiten: so Christian Thielemann oder Harding etwa für Mahler usw.“
Bladerer: „Wir haben 12 Akademisten, für jede Instrumentengruppe einen. Und wenn da etwa 40 zum Probespiel antreten, staunen wir oft, welch tolles Niveau bei unseren bewusst internationalen Probespielen zu finden ist. Wir haben vier Österreicher, aber auch Leute aus den USA, der Schweiz, der Slowakei, Ungarn. Wichtig ist uns, dass wir Werte weitergeben, dass diese Musiker auch einen kulturgeschichtlichen ,Horizont‘ bekommen, was dem Orchester langfristig zugute kommt. Wir führen deshalb auch ein neues Studentenheim in Kooperation und haben den Dumba-Saal des Musikvereins vom MännergesangsVerein für Proben gemietet. Das ist unser Leuchtturmprojekt!“