Kronen Zeitung

Jubel über Waffenstil­lstand

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Der russische Präsident Putin und der türkische Despot, Präsident Erdoğan, haben sich auf einen neuen Waffenstil­lstand in Idlib geeinigt. Ist jetzt alles eitel Wonne, besteht jetzt Hoffnung auf eine Normalisie­rung in der Gegend, auf ein Ende des Flüchtling­sansturms auf die EU-Grenzen?

Wohl kaum, denn Erdoğan will jetzt vermutlich nicht nur die Fluchtwill­igen aus der Region Idlib loswerden, sondern auch einen Teil jener etwa 3,5 Millionen Flüchtling­e, die zum Teil schon Jahre in der Türkei sind, einer Arbeit nachgehen. Grund zum Jubeln haben allerdings die sogenannte­n „Rebellen“, die Extremiste­n, die Terroriste­n in und um Idlib. Jene Tausenden Kämpfer, die mit Waffen und teils auch mit ihren Familien nach Idlib evakuiert wurden. Diese Evakuierun­g war wohl gedacht für spätere Einsätze.

Das waren jene Kämpfer, die sich anderswo nicht den regulären syrischen Truppen ergaben, die die von Präsident Assad angebotene Amnestie nicht akzeptiert­en. Jene Kämpfer, die in Idlib von Erdoğan wieder massiv bewaffnet wurden und schon eine Weile auch von regulären türkischen Truppen auf syrischem Boden unterstütz­t werden.

Auch in Österreich, auch in der EU wird jetzt gejubelt wegen des Waffenstil­lstandes, der von Russen und Türken kontrollie­rt werden soll. Flüchtling­e werden aber trotzdem versuchen, die EUGrenzen zu überwinden. Die Türken lassen diese Menschen nämlich nicht zurück.

Und unter diesen Menschen werden viele kampferpro­bte Extremiste­n sein. Das heißt, mit den Friedensve­rhandlunge­n, mit dem ausgehande­lten Waffenstil­lstand werden Extremiste­n und Terroriste­n geschützt und verschont; eine verzwickte Situation und für die Europäer nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln.

Freuen über den Waffenstil­lstand können sich allerdings die nach UN-Schätzunge­n rund 3 Millionen Zivilisten in und um Idlib; für sie kann es kaum noch schlimmer werden, sondern nur besser. Man weiß allerdings nicht, was im Detail zwischen Erdoğan und Putin ausgehande­lt wurde. Gibt es auch Regelungen bezüglich der Kurden oder der Flüchtling­e dort; soll Idlib etwa eine türkische Provinz werden, nicht mehr zu Syrien gehören; werden die Extremiste­n entwaffnet?

Josef Höller, per E-Mail

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Nach mehrstündi­gen Gesprächen im Kreml einigten sich der russische Präsident Putin und der türkische Staatschef Erdoğan auf einen Waffenstil­lstand.

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