Die Bauern stützen, um Tiere zu schützen
Ein System, in dem Bauern für ein männliches Kalb nicht mehr bekommen als für einen Goldhamster, läuft grundsätzlich falsch. Man muss im Kampf gegen Tierleid Hand in Hand auch heimische Landwirte unterstützen.
Alexander Rabitsch war lange Tiertransportinspektor, hält jetzt Aufklärungsvorträge und Schulungen in der EU ab.
Am 17. März lädt Gesundheitsminister Rudolf Anschober zum großen Gipfel, auf dem alle Hoffnungen gegen Qual bei Tiertransporten liegen. Kaum jemand kennt diese besser als der Kärntner Veterinär Alexander Rabitsch, der das gängige System als barbarisch sieht: „Die Tiere erleben oft ihren eigenen Tod.“
Alexander Rabitsch hat Dinge gesehen und durch Bilder dokumentiert, die wir Ihnen gar nicht zeigen können. Gebrochene Gliedmaßen, eingeklemmte Beine, Wunden; spürbare Verzweiflung in den Augen todgeweihter Tiere. „Bei der Schlachtung im Ausland werden sie oft an den Beinen aufgehängt, der Hals wird durchschnitten. Manche Tiere leiden minutenlang im Todeskampf, während sie atmen, ihren
Tod und die Schmerzen bewusst erleben.“
Alexander Rabitsch ist seit 1998 mit der Thematik beschäftigt und hält das Leid nur aus, weil er es in Energie im Kampf gegen Barbarei umsetzt. 14 Jahre lang war er Tiertransportinspektor – dann wurde sein Vertrag nicht verlängert. Offiziell aus finanziellen Gründen. Oder: Wer unangenehme Wahrheiten aufzeigt kann schnell weg sein . . .
Und das tut er. Zum Beispiel: „Es heißt, dass Österreich das strengste Tierschutzgesetz hat – das stimmt bei Weitem nicht immer. Schon anhand der Ferkel: Nur in Ausnahmefällen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und aus gesundheitlichen Gründen darf ihr Schwänzchen entfernt werden. Fakt ist, dass das bei 95 Prozent der Tiere passiert. Da wird die Ausnahme zur Regel.“
Und bei den Transporten: „Kälber werden in 21 Stunden von Österreich nach Spanien gebracht – wie soll das mit den Stundenbeschränkungen
gehen? Nur dadurch, dass Österreich Transportbestimmungen ausgehebelt hat, indem Beund Entladezeiten nicht mehr zum Transport dazugezählt werden.“Österreich ist gemessen an der Population übrigens einer der größte Rinderexporteure der EU.
Exportverbot auch für Zuchttiere
Rabitsch fordert ein Verbot von Schlachttierexporten in außereuropäische Drittstaaten, aber auch von Mast- und Zuchtrindern. „Tierschutzbestimmungen lassen sich schlicht nicht bis zum Ziel durchgängig kontrollieren. Und wenn es tatsächlich darum geht, Populationen in Drittstaaten aufzubauen, funktioniert das mit Besamung direkt dort vor Ort. Was Transporte überflüssig macht.“Was auch Eva Rosenberg von Vier Pfoten bestätigt: „Zuchttiertransporte gibt es seit 30 Jahren – da müssten längst Herden aufgebaut sein. Sofern das System funktionieren würde.“
Aber viele Bauern und -vertreter meinen, dass sie ohne diese Exporte ruiniert werden! „Es gehört auch das System geändert, in dem sie für ein männliches Kalb, das aus der Milchproduktion kommt und damit ,wertlos‘ ist, nicht mehr Geld bekommen als ein Goldhamster kostet! Das muss man sich einmal vorstellen! Natürlich muss das Bezahlsystem geändert werden, muss es Unterstützung für die Landwirte geben.“Bauern stützen, Tiere schützen – so ist Mensch wie Tier Gewinner.
Minister Rudolf Anschober hat als Minister, der auch für Tierschutz verantwortlich ist, maßgebliche Vertreter zum Gipfel eingeladen. Auch Rabitsch ist dabei, wird den Tieren eine starke Stimme verleihen.