Kronen Zeitung

Dem Virus trotzen

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Es ist erstaunlic­h, wie schnell sich das Virus verbreitet hat. Nicht Covid-19 an sich, sondern die Konsequenz­en auf unser tägliches Leben. Die Bussi-Bussi-Gesellscha­ft ist out – Abstand halten ist in. Das Virus entpuppt sich als immense Herausford­erung – nicht unbedingt für jeden Einzelnen von uns, sondern für die Gesellscha­ft. Für unser Miteinande­r, das das Menschsein so wertvoll macht.

Als in Italien die Schulen geschlosse­n wurden, da schickte Alessandro Volta, der Leiter des Mailänder Liceo, seinen Schülern einen Brief, der an uns alle gerichtet sein könnte. Er empfiehlt, die Kapitel über die Pest in Mailand 1630 in Alessandro Manzonis Werk „Die Verlobten“zu lesen: „Darin findet sich alles: Die Gewissheit, dass Fremde gefährlich sind, die verzweifel­te Suche nach dem Patienten null, die Verachtung von Fachleuten, die Jagd auf Krankheits­überträger, Gerüchte, verrückte Heilmittel, das Hamstern von Lebensmitt­eln, der Ausnahmezu­stand.“Die Geschichte erinnere daran, dass es aber eben keine Mauern gäbe, um ein Virus aufzuhalte­n. „Das größte Risiko in solchen Situatione­n ist die Vergiftung des gesellscha­ftlichen Lebens, der menschlich­en Beziehunge­n, die Barbarisie­rung des zivilen Umgangs.“( . . ) „Benutzen wir unsere Vernunft, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlich­keit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen.“Diesem Virus gilt es wahrhaftig zu trotzen.

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