Der Wert der Kleinen
Jeff Bezos wird sich wohl genüsslich ins Fäustchen lachen – oder zumindest hygienisch sicherer in die Armbeuge. Der reichste Mann der Welt gehört zu denen, die auch aus der größten Krise wieder einmal als Gewinner hervorgehen. Mit seinem Online-Versandriesen Amazon verdient er sich eine goldene Nase, während weltweit kleine Geschäfte um ihre Existenz bangen müssen.
Einkaufen, das musste für mich immer schnell gehen. Rein in den Supermarkt, zack, zack, zack alles ins Wagerl und ab zur Kassa. Bücher, Büroartikel usw. bestellte ich bequem im Internet per Knopfdruck und Express-Lieferservice. Schnell und einfach – und so unbedacht.
Nun baue ich die feine Familienbäckerei in die Hunderunde ein, um Brot zu holen. Gemüse und Obst bestelle ich bei dem netten Marktstandler, der mir alles kontaktlos liefert. Die kleine Boutique ums Eck, in die die Besitzerin so viel Herzblut hineingesteckt hat, berät via Facetime und bringt die Kleider bis vor die Haustüre. Und während Amazon Büchern bereits keine Wichtigkeit im Lieferranking gewährt, stellt die Buchhandlung meines Vertrauens prompt und zuverlässig zu. Kundige Tipps via Telefon inklusive.
Die Krise macht einem viel bewusster, wie wertvoll all diese kleinen Betriebe sind, wie leer und verwaist die Straßen ohne sie wären, wie wichtig es ist, regional einzukaufen. Und natürlich wie essenziell es ist, dass die Hilfe vom Staat für sie so schnell wie möglich greift. Sonst lacht am Ende wieder nur einer . . .