Ausgeknipst
I ch hab a Freundin“, sagte der Junggeselle Otto P. zum Bezirksrichter. „Leider is verheirat. Neilich war i wieder bei ihr, währenddem ihr Mann net daham war.
,Heut kannst länger bleiben‘, hat sie zu mir gsagt. ,Er hat nämlich a neues Hobby, er tuat fotografiern. Da bleibt er jetzt immer sehr lang aus, weil er nämlich aa Nachtaufnahmen macht.‘
Und wias des gsagt hat, hamma eahm scho aufsperrn ghört. Sie is zu aner Nachbarin geflüchtet, aber für mi wars zspät. I hab nimmer furt könna, und er is schwer bepackt mit seiner Fotoausrüstung zu mir ins spärlich beleuchtete Schlafzimmer kumma.
,Heut kriagst kane Hieb‘, hat er zu mir gsagt. ,Heut fotografier i di. I mach a paar Beweisfotos von dir und klag di dann auf Ehebruch. Zum Glück hab i an Fülm für Nachtaufnahmen in mein Apparat, mit dem werd i jetzt von dir a paar Nacktaufnahmen machen.‘
Und wia er des gsagt hat, hat er se scho mit aner Kamera am Auge an mi angschlichn. ,Bleib ja ruhig liegn‘, hat er zu mir gsagt. ,Und deck di ja net zua! Glei hab i di im Kasten!‘
I bin draufhin sofort in an Kasten gflüchtet, er is ma nach und hat mit an Blitzlicht und aner Dreißigstelsekunde a paar Aufnahmen gmacht. Er hat mi aber net fotografiern könna, weil i mi in dem Kastn auskenn und wia a Blitz in aner Hundertstelsekunde hintern Gwand verschwunden war. Drauf hat er mi mit an Stativ ausn Kastn aussegstierlt und hat im Zimmer das Licht angeknipst, damit er mi besser knipsen kann.
I hab mi aber wia a Aff am Luster hin- und hergeschwungen, sodass er trotz Verwendung einer SwingerSofortbildkamera ka scharfes Büld zsammbracht hat.
Er hat riesig vül Fülme verschossen, a paar in der Kamera und de andern auf mi mit der Hand, und wia er dann glaubt hat, er hat mi, is er ins Badezimmer ganga, des was er jetzt als Dunkelkammer verwendet, und hat zum Entwickeln angfangt. Er hat glaubt, i geh derweil furt. I bin aber in der Wohnung bliebn und hab eahm am Höhepunkt der Entwicklung de Badezimmertür aufgrissn. Dadurch warn alle Aufnahmen hin. Wann er mi net dann ghaut hätt, könnt i heut ohstreitn, dass i überhaupt durt war.“
Der Ehemann („Des nächste Mal fülm i eahm.“) wurde vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochen.