Kronen Zeitung

Die Gratwander­ung

- manfred.schumi@kronenzeit­ung.at

Unglaublic­he 200.000 Menschen stürmten Freitagabe­nd fast gleichzeit­ig die Website der Wirtschaft­skammer, um zu 500 oder 1000 Euro Hilfe in bar zu kommen. Das zeigt, wie groß die Verzweiflu­ng bei vielen ist. Von heute auf morgen null Geschäft, null Umsatz, null Gewinn. Dabei ist das nur eine Gruppe, von Einbußen betroffen sind fast alle in der Wirtschaft.

Unternehme­r behelfen sich zwar mit Kurzarbeit. Doch sie haben Ware eingekauft, die sie nie mehr loswerden. Die Kosten laufen weiter, das Geld in der Kasse rinnt aus. Eine Pleitewell­e werden auch die staatliche­n Hilfen nicht stoppen, nur verlangsam­en können. Und immer wieder werden brennende Fragen gestellt: Sind die Schutzmaßn­ahmen nicht die größere Gefahr als das Virus selbst? Wie lange können wir uns den jetzigen Zustand leisten?

Doch dann diese Bilder: die Toten. Die überfüllte­n Intensivst­ationen. Die Fieberkurv­en mit den Fallzahlen, die sich anscheinen­d endlos nach oben schlängeln. Spätestens dann wird jedem klar, dass der Staat so reagieren musste.

Doch wir brauchen eine Perspektiv­e, die der Wirtschaft Luft zum Atmen gibt. Wann geht es wieder los und wie? Es wird eine neue Zeitrechnu­ng beginnen. Früher blühende Branchen werden weggefegt. Viele Jobs wird es nicht mehr geben. Dafür wird Neues entstehen, mit frischen Ideen und bisher unbekannte­n Angeboten oder Berufsbild­ern.

Bis dahin müssen wir durchhalte­n, auch wenn es hart ist. Es ist niemand zu beneiden, der entscheide­n muss, wann und wohin man bei dieser Gratwander­ung den nächsten Schritt setzt.

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