Die Gratwanderung
Unglaubliche 200.000 Menschen stürmten Freitagabend fast gleichzeitig die Website der Wirtschaftskammer, um zu 500 oder 1000 Euro Hilfe in bar zu kommen. Das zeigt, wie groß die Verzweiflung bei vielen ist. Von heute auf morgen null Geschäft, null Umsatz, null Gewinn. Dabei ist das nur eine Gruppe, von Einbußen betroffen sind fast alle in der Wirtschaft.
Unternehmer behelfen sich zwar mit Kurzarbeit. Doch sie haben Ware eingekauft, die sie nie mehr loswerden. Die Kosten laufen weiter, das Geld in der Kasse rinnt aus. Eine Pleitewelle werden auch die staatlichen Hilfen nicht stoppen, nur verlangsamen können. Und immer wieder werden brennende Fragen gestellt: Sind die Schutzmaßnahmen nicht die größere Gefahr als das Virus selbst? Wie lange können wir uns den jetzigen Zustand leisten?
Doch dann diese Bilder: die Toten. Die überfüllten Intensivstationen. Die Fieberkurven mit den Fallzahlen, die sich anscheinend endlos nach oben schlängeln. Spätestens dann wird jedem klar, dass der Staat so reagieren musste.
Doch wir brauchen eine Perspektive, die der Wirtschaft Luft zum Atmen gibt. Wann geht es wieder los und wie? Es wird eine neue Zeitrechnung beginnen. Früher blühende Branchen werden weggefegt. Viele Jobs wird es nicht mehr geben. Dafür wird Neues entstehen, mit frischen Ideen und bisher unbekannten Angeboten oder Berufsbildern.
Bis dahin müssen wir durchhalten, auch wenn es hart ist. Es ist niemand zu beneiden, der entscheiden muss, wann und wohin man bei dieser Gratwanderung den nächsten Schritt setzt.