Kronen Zeitung

„Gedanken an Sport liegen mir sehr fern“

Österreich­s zehnfacher Formel-1-GP-Sieger Gerhard Berger spricht im großen Interview mit der „Krone“über sein Privileg, das er im Hotspot Tirol genießt, seine Gedanken rund um Corona und den Motorsport

-

Gerhard, du lebst im Hotspot-Gebiet Tirol, wie stellt sich das Leben für dich dar? Ich halte mich an alle Richtlinie­n, habe aber das Privileg, mit meiner Familie oben am Berg zu leben. In einer guten Situation, derer ich mir bewusst bin. Aber im Kopf leide ich mit den Menschen, die mit drei Kindern in der Stadt leben und ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen. Wie auch mit jenen, die infiziert sind oder gar auf der Intensivst­ation liegen, oder mit jenen, die ihren Arbeitspla­tz verlieren.

Du leitest Firmen mit rund 600 Mitarbeite­rn, ausschließ­lich im Homeoffice?

Ja. Dank der Digitalisi­erung funktionie­rt das recht gut. Ich kann viel per Videokonfe­renz erledigen. Außerdem: Wenn ich in der Firma jemanden anstecken würde, wäre das katastroph­al.

Wie beurteilst du die Maßnahmen der Regierung?

Was den Schutz der Gesundheit betrifft, ist der österreich­ische Weg ein vorsichtig­er, aber der richtige. Doch...

. . . doch?

Die große Frage bleibt das Wirtschaft­liche. Steuern wir auf eine katastroph­ale Situation zu? Wenn ich mir die Meinungen aus Holland, Schweden oder auch aus den USA anhöre, tue ich mir schwer zu sagen, welcher der richtige Weg ist. Da werden wir hinterher gscheiter sein.

Sicher aber ist, dass sich nach der Krise einiges in der Arbeitswel­t ändern wird. Hast du Corona-Angst? Nein, aber Fakt ist, dass die Lage jeden Tag rapid schlechter wird. Das sind brutalste Bedingunge­n. Und sicher ist der Spuk nicht in einer Woche vorbei. Ich hoffe, so wie viele, dass bald der Moment kommt, von dem an alles rapid besser wird. Vielleicht ist’s aber auch nur Wunschdenk­en.

Kurz zum Sportliche­n: Wie siehst du die Chancen für eine DTM-Saison und einen Formel-1-GP in Spielberg?

Es liegt mir derzeit fern, solche Themen in den Vordergrun­d zu stellen, es geht um Arbeitsplä­tze und kranke Menschen. Der DTMKalende­r steht, ob er realistisc­h ist oder nicht, wird sich zeigen. Gleiches gilt für Spielberg. Stand heute würde ich es mit ,sehr schwierig‘ beurteilen, aber die Situation ändert sich ja täglich.

 ??  ?? Bilder einer Erfolgskar­riere: Oben: Bergers letzter Sieg in Hockenheim 1997 mit Häkkinen und Schumacher. Links als Ferrari-Pilot, rechts mit Herzdame Helene und Niki Lauda.
Bilder einer Erfolgskar­riere: Oben: Bergers letzter Sieg in Hockenheim 1997 mit Häkkinen und Schumacher. Links als Ferrari-Pilot, rechts mit Herzdame Helene und Niki Lauda.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Gerhard Berger
Gerhard Berger

Newspapers in German

Newspapers from Austria