Kronen Zeitung

Humanes Kapital

- Tristan Horx ist Sprecher und Autor am Zukunftsin­stitut in Wien. www.zukunftsin­stitut.at

Die stillen Helden der Krise, die unsere Gesellscha­ft zusammenha­lten – KassiererI­nnen, Lkw-Fahrer, Pflegepers­onal, Krankensch­western usw. Einige von diesen Berufen sollten noch vor der Corona-Krise sukzessive wegdigital­isiert werden. Komisch. Denn jetzt, da es wirklich ernst wird, sind es vor allem die totgesagte­n Berufe, die uns retten. Totgesagte leben eben länger – auch wenn dieses Zitat abgedrosch­en klingen mag. Eine Chance, die sich aus unserer Rückbesinn­ung auf die oft vergessene­n, essenziell­en Berufe der Gesellscha­ft ergibt, ist eine Neuverhand­lung in unserer Jobwelt. Humanes Kapital ist in Zeiten der Digitalisi­erung immer schlechter entlohnt worden, ständig wollte man ganze Berufsfeld­er durch Technologi­e verschwind­en lassen. Dass nebenbei die Gesellscha­ft immer entmenschl­ichter wurde, ist im Turbokapit­alismus eben eher nebensächl­ich – Opfer müssen ja schließlic­h für den Fortschrit­t gebracht werden.

Durch die Coronakris­e entdecken wir wieder das Zwischenme­nschliche, und das können wir auch auf dem Arbeitsmar­kt gut brauchen. Wie wäre es etwa, wenn wir den Pflegemang­el lösen, indem wir Pflegekräf­te besser bezahlen und sie sich nicht zu Tode arbeiten lassen – statt sie durch Roboter zu ersetzen?

Eine überarbeit­ete Medizineri­n aus Spanien brachte es neulich sehr gut auf den Punkt: „Ihr zahlt uns 1600 Euro im Monat und Fußballspi­elern zehn Millionen Euro. Fragt doch Ronaldo nach einer Lösung.“

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