Humanes Kapital
Die stillen Helden der Krise, die unsere Gesellschaft zusammenhalten – KassiererInnen, Lkw-Fahrer, Pflegepersonal, Krankenschwestern usw. Einige von diesen Berufen sollten noch vor der Corona-Krise sukzessive wegdigitalisiert werden. Komisch. Denn jetzt, da es wirklich ernst wird, sind es vor allem die totgesagten Berufe, die uns retten. Totgesagte leben eben länger – auch wenn dieses Zitat abgedroschen klingen mag. Eine Chance, die sich aus unserer Rückbesinnung auf die oft vergessenen, essenziellen Berufe der Gesellschaft ergibt, ist eine Neuverhandlung in unserer Jobwelt. Humanes Kapital ist in Zeiten der Digitalisierung immer schlechter entlohnt worden, ständig wollte man ganze Berufsfelder durch Technologie verschwinden lassen. Dass nebenbei die Gesellschaft immer entmenschlichter wurde, ist im Turbokapitalismus eben eher nebensächlich – Opfer müssen ja schließlich für den Fortschritt gebracht werden.
Durch die Coronakrise entdecken wir wieder das Zwischenmenschliche, und das können wir auch auf dem Arbeitsmarkt gut brauchen. Wie wäre es etwa, wenn wir den Pflegemangel lösen, indem wir Pflegekräfte besser bezahlen und sie sich nicht zu Tode arbeiten lassen – statt sie durch Roboter zu ersetzen?
Eine überarbeitete Medizinerin aus Spanien brachte es neulich sehr gut auf den Punkt: „Ihr zahlt uns 1600 Euro im Monat und Fußballspielern zehn Millionen Euro. Fragt doch Ronaldo nach einer Lösung.“