Kronen Zeitung

Jeder Einzelne

- FRANZISKA TROST franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Man kann es sich gar nicht vorstellen, wie schwer die seelische Last für einen Arzt sein mag, der zwischen Leben und Tod entscheide­n muss. So wie in Italien, wo die Beatmungsg­eräte längst nicht mehr für alle reichen. Auch im Elsass wird Patienten über 80 nur noch das Sterben erleichter­t, weil die Mittel zum Kampf ums Überleben ausgehen. Spanien versetzt sich in den „Winterschl­af“, um den nicht mehr bewältigba­ren Ansturm auf Krankenhäu­ser einzudämme­n. Eine medizinisc­he Katastroph­e droht in Amerika, weil der Präsident viel zu lange auf „Magie“anstatt auf Maßnahmen gegen die Verbreitun­g des Virus setzte. Und in Brasilien haben Drogengang­s den Job der Politik übernommen und Ausgangssp­erren in den Favelas erlassen (wohl weil sie fürchten, dass ihnen die Kundschaft reihenweis­e wegsterben könnte).

Egal, wohin man blickt, das Virus raubt der Welt im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. In dieser schweren Zeit ist es ein Glück, in Österreich leben zu dürfen, diesem kleinen unbeugsame­n Land, dessen Gesundheit­ssystem doch einiges stemmen kann. Aber eben nicht alles. Noch immer halten sich 5% nicht an die Maßnahmen, noch immer sind Märkte, Straßen und Wiesen bei Sonnensche­in „abstandslo­s“überfüllt. Noch immer haben viel zu viele nicht verstanden, dass auch unserem Gesundheit­ssystem der Atem ausgehen könnte. Jeder Einzelne von uns muss dazu beitragen, dem Virus den Nährboden zu entziehen. Damit Ärzte bei uns hoffentlic­h nie zwischen Leben und Tod entscheide­n müssen!

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